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Mehr Bewegung in Schule und Unterricht! Mit diesem Ziel ging im vergangenen Jahr das Projekt „Schule in Bewegung“ an den Start. Gleich sechzehn sächsische Schulen nahmen an der Initiative der LSJ (Landesarbeitsstelle Schule-Jugendhilfe Sachsen e. V.) teil und haben im Schuljahr 2024/25 erfolgreich das Thema Bewegung in der Schule, im Unterricht und in den Pausen in den Blick genommen. Dafür gab es abschließend ein Prädikat.
Wir haben mit einer der Beteiligten gesprochen: Julia Wank, eine engagierte Sportlehrerin an der 91. Grundschule in Leipzig, hat sich stark gemacht für bewegende Veränderungen und berichtete uns von Hintergründen, Hürden und dem besonderen Nutzen für die Hofpause.
Vor ungefähr einem Jahr begann das Projekt. Wieso hat sich Ihre Schule, die 91. Grundschule in Leipzig, entschieden mitzumachen?
Julia Wank: Unsere Schule hat über dreihundert Kinder und liegt in einem sozialen Brennpunkt, da ist so manches schwieriger. Insbesondere die Hofpausen bereiteten uns Sorgen, weil es viel Zank, Streit und mitunter Verletzungen gab. Das belastete auch den nachfolgenden Unterricht. Wir brauchten eine Veränderung – und über Bewegung kann man Kinder gut erreichen. Wichtig ist uns zudem das Prädikat an sich, es verdeutlicht unsere Bemühungen und Erfolge nach außen; das ist nicht nur für die Familien, sondern auch für Lehrkräfte interessant.
Zu Beginn gab es eine Ist-Analyse. Was brachte sie zutage?
Wir haben sehr ausführlich unsere Abläufe und Schwerpunkte untersucht, was gut läuft und was nicht. Das führte uns deutlich vor Augen: In den Hofpausen fehlten Strukturen. Auf dieser Basis konnten wir konkrete Ideen entwickeln. Bedeutsam war, dass mit diesem Projekt und durch Unterstützung von außen unser wichtigstes Thema endlich auf den Tisch kam – es kam ins Rollen.
Was genau haben Sie verändert?
Das Ziel war: weniger Konflikte. Wir haben die komplette Hofpause neu strukturiert. Der Hof wurde in klare Spielbereiche aufgeteilt, einer nur für Basketball, einer nur für Fußball und so weiter. Eine übersichtliche Zeittafel zeigt, wer wann wo dran ist, also welche Klasse an welchen Tagen in welchem Bereich spielen kann. Zudem gibt es das Spiel des Monats: Beispielsweise findet einen Monat lang Kreisball statt. Jeden Tag ist eine andere Klasse dran, angeleitet von einer Lehrkraft. Das entspannt die Hofpause und stärkt zudem den Klassenverband.
Funktioniert es, sind die Hofpausen stressfreier?
Ja, unser Ziel ist aufgegangen, wir haben deutlich weniger Konflikte. Die neuen Strukturen entzerren den Andrang an einzelnen Spielbereichen. Es wirkt sich auch positiv auf den Folgeunterricht aus.
Haben die Lehrkräfte das Projekt gut angenommen?
Am Anfang war Skepsis zu spüren, es war neu und bedeutete erstmal mehr Arbeit. Da alle ziemlich am Limit arbeiten, werden aufwendige Veränderungen nicht gerade bejubelt. Mittlerweile sehen alle, dass es funktioniert. Es wird jedoch ständig evaluiert, um gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen.
Wie reagieren die Kinder auf die Veränderungen?
Manche Kinder freuen sich sehr, denn nun ist Platz auf dem Fußballfeld. Vor allem die Kleinen haben jetzt auch eine Chance, dort Fußball zu spielen, da sie nicht von den Größeren „überrollt“ werden. Insgesamt gibt es mehr Spielangebote wie Tischtennis, Seilspringen, Basketball. Natürlich finden es einige Kinder nicht gut, dass sie jetzt nur noch zweimal pro Woche und nicht mehr zu jeder Zeit aufs Fußballfeld dürfen. Die Einschränkung führt aber auch zu neuen Anregungen: Nun probieren sie beispielsweise Basketball, manch einer zeigt Talent, und wir empfehlen dann den Eltern, das Kind in einem Verein anzumelden.
Sie setzen also Impulse für die Freizeit?
Das auszubauen ist unser Plan fürs kommende Jahr. Wir wollen Sport- und andere Vereine in die Schule holen, Schnupperstunden in jeder Klasse anbieten. Die Sportvereine zeigen Interesse. Das gäbe eine gute Verknüpfung zu den Nachmittagen, und die Kinder wären weniger sich selbst überlassen.
Gab es Hürden auf dem bisherigen Weg?
Als schwierigstes Thema sehe ich derzeit das Material. Wir haben viele Ideen, was wir noch anbieten möchten. Aktuell jedoch sind die Tischtennisbälle kaputt, die meisten Springseile und Reifen ebenfalls, die Tischtenniskellen nehmen wir aus dem Sportunterricht, die fehlen dann dort. Dass etwas kaputt geht, ist normal, wenn so viele Kinder damit spielen. Doch wer bezahlt das? Es mögen nur ein paar Euro sein, doch es entpuppt sich als Fass ohne Boden. Können wir kein Material beschaffen, wird es mit Hofpause schwierig.
Wie waren der Ablauf und die Zusammenarbeit mit der LSJ?
Wir bekamen reichlich Input und wertvolle Anregungen. In Online-Meetings konnten wir uns austauschen und Fragen zur Dokumentation klären. Auf dieser Basis haben wir in einer Arbeitsgruppe erarbeitet, was für unser Haus, unser Kollegium und unsere Schülerschaft notwendig und möglich ist und wie wir es umsetzen wollen. Nach einem Realitätsabgleich mit der Schulleitung stellten wir die Ideen dem Kollegium vor. Dann ging es an die Umsetzung.
Das Prädikatsverfahren ist ein Baustein des Info- und Projektangebotes „Für mehr Bewegung in Schule & Unterricht“, welches die LSJ – die Landesarbeitsstelle Schule-Jugendhilfe Sachsen e. V. – im Auftrag des Sächsischen Kultusministeriums durchführt. Unterstützung gab es vom Landesamt für Schule und Bildung als Kooperationspartner, der langjährige Erfahrungen mit Zertifizierungsprozessen im Rahmen der „Bewegten Schule“ mitbrachte. Die Auszeichnung ist fünf Jahre gültig.
lsj-sachsen.de, www.lernportal-sachsen-bewegung.de
Mail: kontakt@lsj-sachsen.de
Wie geht es weiter?
Die Zusammenarbeit mit der LSJ ist abgeschlossen; wir warten auf unser Prädikat, es liegt noch zur Unterschrift beim Kultusministerium. Intern feilen wir weiter am Konzept, prüfen, was gut läuft und was nicht, die Engpässe müssen gelöst werden. Wir würden gerne auch weitere Projekte nutzen.
Wie ist Ihr persönliches Fazit?
Unsere Arbeitsgruppe hat sehr viel Arbeit und Energie reingesteckt. Ich bin stolz auf das, was wir geschafft haben und sehr dankbar, dass das Kollegium die Ideen so offen aufgenommen hat. Die Hofpause läuft schon mal entspannter, ein großes Problem ist damit behoben. Ich bin sehr positiv gestimmt, weitere Dinge wie die außerschulischen Kooperationen und Veranstaltungen angehen zu können.
