Papier schöpfen

Von APOTHEKERIN DR. ANNE-KATHRIN HABERMANN

Wenn es kein Papier gäbe, müsste es erfunden werden. Wie sollte ich sonst ein Geburtstagsgeschenk einwickeln? Ein Bild malen? Notizen machen? Einen Brief schreiben? Ihr werdet sagen, bis aufs Geburtstagsgeschenk geht das heute auch elektronisch. Aber tatsächlich war es ein großer Entwicklungsschritt für die Menschheit (und die Bürokratie), als das Papier erfunden wurde. Die Pharaonen im alten Ägypten schrieben ihre Steuern und Erträge auf Papyrus und kritzelten nicht mehr mühselig auf Tontafeln oder Rinde. Papyrus klingt ja schon so wie „Papier“. Aus der Papyrusstaude, die am Nil wächst, wurden die ersten dünnen, flächigen Schreibgrundlagen gefertigt. Bis heute wird Papier aus pflanzlichen Faserstoffen – meist auf Holzbasis – gewonnen. Man kann Papier auch aus Altpapier schöpfen, dann braucht man nicht so viele Bäume dafür. Wie das Schöpfen von Papier geht, möchte ich euch gern zeigen.

IHR BENÖTIGT DAZU:

  • Altes Papier wie Zeitungen, Servietten, Kartons
  • Wasser
  • Schöpfrahmen – den kann man selber machen (z.B. Bilderrahmen oder Stickrahmen mit Fliegengitter oder alter Feinstrumpfhose oder Gaze mittels Reißzwecken bespannen)
  • Eimer oder größere Rührschüssel
  • Wanne oder Fotoschale, die größer ist als der Schöpfrahmen
  • Mixer oder Pürierstab
  • Schöpfkelle, Nudelholz, Schaumstoffwalze (wie zum Malern, aus dem Baumarkt)
  • 2 Geschirrtücher
  • Zeitungspapier oder altes Handtuch zum Trocknen
  • Getrocknete Blüten oder Blätter zum Verzieren, eventuell Lebensmittelfarbe
Materialien um Papier zu schöpfen
(©Dr. Anne-Kathrin Habermann)

Zeit: etwa 3 Tage

SO GEHT IHR VOR:

1. Tag:
Papierreste in kleine Schnipsel reißen, in Eimer oder Rührschüssel sammeln, mit kochendem Wasser übergießen, sodass alles mit Wasser bedeckt ist und über Nacht einweichen lassen. Dabei entsteht die sogenannte Pulpe. Wenn ihr farbige Servietten zugebt oder Lebensmittelfarbe, hat euer Papier am Ende – hoffentlich – eine Tönung.

2. Tag:
Die Pulpe wird mit einem Mixer oder Pürierstab zu einer einheitlichen Masse verrührt. Dann füllt ihr eure Wanne bzw. Fotoschale mit Wasser und gebt mit der Schöpfkelle etwas Pulpe hinzu. Probiert am Anfang das Mengenverhältnis aus. Lasst noch etwas Pulpe übrig. Falls eure Masse zu dünn ist, wird auch das entstehende Papier sehr dünn. Das lässt sich manchmal nicht ohne Zerreißen bearbeiten. Macht es lieber etwas dicker. Ihr braucht so viel Flüssigkeit, dass ihr den Schöpfrahmen locker in der verdünnten Pulpe untertauchen könnt.
Legt einen Stapel altes Zeitungspapier oder ein Handtuch neben der Wanne aus, ein Wischtuch obendrauf. Ihr benötigt nun noch Schöpfrahmen, Schaumstoffrolle, Nudelholz, getrocknete Blüten oder Blätter.
Dann taucht ihr den Schöpfrahmen in der Wanne unter und sammelt durch leichtes Bewegen und Nach-oben-Ziehen Papiermasse ein. Lasst sie abtropfen, legt eventuell Blüten obenauf und stürzt sie aufs Geschirrtuch. Rollt dabei mit der Schaumstoffwalze auf der Oberfläche des Netzes vom Schöpfrahmen, das hilft, das Papier zu lösen. Dann deckt das nasse Papier mit einem zweiten Geschirrtuch ab und drückt das Wasser heraus, indem ihr mit dem Nudelholz darüber rollt.
Lasst eure Papierschöpfungen an einem hellen, luftigen Ort trocknen.
Gießt die Reste von Pulpe und Papiermasse aus der Wanne bitte nicht in den Abfluss, er könnte verstopfen. Gebt die Masse durch ein Sieb und entsorgt sie nach dem Trocknen im Altpapier.

3. Tag:
Nun könnt ihr mit eurem Papier künstlerisch tätig werden. Klebt Karten damit, verziert es mit getrockneten Blüten, beschriftet es … Viel Spaß!

Karten mit selbst hergestellten Papier
(©Dr. Anne-Kathrin Habermann)

Ähnliche Beiträge, die Sie auch interessieren könnten