Ess-Störung per Netz serviert
Es gibt erschreckende Zahlen zur Selbstwahrnehmung von Mädchen und jungen Frauen: Nur vier von hundert empfinden sich als schön. Schon seit vielen Jahren gibt es einen Selbstoptimierungswahn, der auch vor […]
„Fit for news“ heißt eine Initiative, die in Leipzig ansässig ist und sich zum Ziel setzt, die Medienkompetenz von Jugendlichen in den Schulen und der Berufsausbildung zu stärken.
Auf der Internetplattform, die vom Europäischen Institut für Journalismus- und Kommunikationsforschung e. V. erstellt wurde, kann man neun Lehrmodule sowie interaktive Onlinekurse finden, die sich mit allen Fragen rund um das Thema Informationskompetenz beschäftigen.
Die Fülle an Nachrichten kann uns überwältigen. Noch mehr als für Erwachsene gilt dies vielleicht für Kinder und Jugendliche, die sich vorrangig über Social-Media-Plattformen informieren. Doch wie erkennt man, ob eine Nachricht glaubwürdig ist? Wie unterscheidet man eine Tatsache von einer bloßen Meinung? Wie eine belegte Nachricht von einer Halbwahrheit? Die Initiative Fit for News bietet umfangreiches und abwechslungsreich aufbereitetes Material an, um diese Fähigkeit zu schulen. Dabei lautet das entscheidende Schlüsselwort Medien- oder auch Informationskompetenz. Medienkompetenz bezieht sich selbstverständlich nicht nur auf die Sozialen Medien, sondern genauso auf Berichte aus Zeitungen oder aus Radio und Fernsehen, die sich alle nach den gleichen Kriterien prüfen lassen.
Der Werkzeugkasten, den die Initiative Fit for News für den Weg durch die Nachrichtenlandschaft bereitstellt, enthält neben einem Selbstlernkurs vor allem Materialien für den Schulunterricht ab der 5. Klasse und Materialien für die Berufliche Orientierung. Zudem finden sich darin spezielle Arbeitsunterlagen zur Schulung von Lehrkräften. Alle Kurse enthalten Videos, Hörbeispiele, Übungen, Anleitungen und Hinweise. Die Beiträge sind abwechslungsreich, vielfältig und immer sachlich. In Zusammenarbeit mit Lehrerverbänden veranstaltet das Projekt Fit for News sowohl Online- als auch Offline-Workshops. Der eingerichtete Podcast sendet jeweils 20-minütige Folgen zu Themen wie „Wissen aus dem Web“ oder „Wie kann ich KI zur Informationsgewinnung nutzen?“. Alle Inhalte sind übrigens kostenlos zugänglich.
Natürlich ist es angenehm, wenn alle um einen herum der gleichen Meinung sind. Da fühlt man sich aufgehoben und bestätigt. Den persönlichen Meinungskorridor, in dem man sich heimisch und wohlfühlt, auch mal zu verlassen, kann für das Verständnis der Welt aber nur förderlich sein. Und nur weil man nicht immer derselben Meinung ist, heißt das ja noch lange nicht, dass man sich nicht gegenseitig schätzen und respektieren kann. Man kann auch im engen Freundeskreis ruhig mal unterschiedlicher Ansicht sein! Dabei gilt in der Debatte immer: „In der Sache klar, aber im Ton freundlich“, rät Michael Haller, der wissenschaftliche Direktor des Europäischen Instituts für Journalismus- und Kommunikationsforschung e. V. und verantwortlich für das Projekt Fit for News.
Doch um eine Meinung zu haben, muss man ja erst einmal in der Lage sein, sich eine zu bilden. Das geht am besten, wenn man den Sachverhalt, um den es geht, von mehreren Perspektiven aus betrachtet und somit inhaltlich möglichst genau erfasst.
Doch wie lässt sich prüfen, ob eine Nachricht stimmt? Was sind glaubwürdige Aussagen und wie erkennt man sie? Diese Fragen werden an aktuellen Beispielen verhandelt, beispielsweise dem Klimawandel, bei dem die Tendenz zu sehr starken Meinungen groß ist.
Die entscheidenden Fragen sind die klassischen Fragen des Journalismus: Wer?, Was?, Wann?, Wo? Aus welchen Quellen stammen die Informationen? Auf wen ist Verlass und wer ist bei diesem oder jenem Thema Experte oder Expertin? Wem kann man Glauben schenken?
Für Fakten gibt es in der Regel mehrere Quellen. Und diese Quellen können Forschungsinstitute sein oder Wissenschaftler. Je gründlicher man eine Nachricht prüft, umso eher ist man auf der sicheren Seite, wenn man deren Inhalt weiterverbreitet, und vermeidet damit auch, Halbwahrheiten in die Welt zu setzen. Eine bewährte Methode ist, kritisch zu hinterfragen: Wer sagt etwas und worauf stützt er oder sie sich? Auf welche Fakten stützt sich die Behauptung?
Die Prüfung auf den Wahrheitsgehalt einer Meldung kann zum Beispiel folgendermaßen ablaufen:
1. Um was geht es? (Um welche Fakten?)
2. Woher wissen die Autoren oder Autorinnen das? (Was sind die Quellen?)
3. Berichte vergleichen und Hauptquellen herausfinden
Dabei geht es natürlich nicht nur um die genaue Lektüre und Einschätzung von Texten, sondern auch um Bilder und Bildmanipulationen, um Fotomontagen oder KI-generierte Bilder, die zum Zweck der bewussten Beeinflussungen eingesetzt werden und häufig darauf angelegt sind, auf der emotionalen Ebene Einfluss zu nehmen. Welchen Bildern ist zu trauen? Und wie erkennt man manipulierte Bilder?
Da gefälschte und manipulierte Bilder vor allem in den sozialen Medien Verbreitung finden, auf den Plattformen und Blogs jedoch keine Prüfinstanzen wie in den Redaktionen der Zeitungen oder Fernsehredaktionen existieren, ist es besonders entscheidend, junge Menschen darin zu schulen, Bilder zu analysieren.
Folgende Regel sollen die Schülerinnen und Schüler verinnerlichen: „Sieh dir das Foto genau an, vergleiche es mit dem Bildtext – und bleibe skeptisch!“
In 20-minütigen Folgen werden im Podcast Fragen besprochen wie: Kann man allen Medien vertrauen? Sind TikTok und X gute Quellen? Sind Informationen bei Social Media meistens Fake News – oder vielleicht auch mal verlässlich? Wie erfahre ich, was wirklich los ist in der Welt? Und was bringen mir eigentlich die KI-Tools, wenn ich mich informieren will?
In einer Folge geht es beispielsweise um sogenannte Echokammern – darum, was passiert, wenn man sich ausschließlich in der eigenen Bubble bewegt und dadurch die eigene Meinung unentwegt bestätigt und verstärkt wird. Wie leicht kann man da den Eindruck gewinnen, alle denken wie man selbst und wer es nicht tut, über den wird geschimpft.
Manches aber kann bis heute nicht endgültig wissenschaftlich beurteilt werden, weil es noch keine ausreichende Forschung gibt. Diese Ungewissheit müssen wir aushalten. Und wir müssen uns nicht in ein Meinungslager schlagen, sondern können dazu stehen, nicht sicher zu wissen, wie man etwas beurteilen kann. „Zuverlässige Experten erkennen wir daran, dass sie uns auch sagen, was sie nicht wissen“, heißt es auf der Internetseite der Initiative.
Wer all diese Aspekte im Blick behält, kann dazu beitragen, dass Schüler und Schülerinnen in die Lage versetzt werden, Informationen auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen und verantwortungsvoll mit den Ergebnissen umzugehen. Von der Sache her ist Fit for News ein Format, das für Schüler und Schülerinnen entwickelt wurde, es lohnt sich aber durchaus auch für Erwachsene in unseren bildüberladenen und newstickerreichen Zeiten, sich diese Fragen immer mal wieder zu stellen.