Drei Schlösser machen Schule

Von Eva Jobst
Drohnenaufnahme Burg Scharfenstein im Sommer (©ASL Schlossbetriebe gGmbH)

Augustusburg, Lichtenwalde und Scharfenstein liegen malerisch entlang der Zschopau – und wären schon für sich eine Stippvisite wert.
Doch hier wird, ganz speziell für junge Besucherinnen und Besucher, noch viel mehr geboten: In die Kunstgeschichte eintauchen, historischen Alltag erleben oder Spiele von anno dunnemals entdecken.
Informationsveranstaltungen für Lehrer sorgen dafür, das Konzept bekannt zu machen und noch mehr Schüler einzuladen. 
     

Lernen im Schloss

Spaß zu haben und dabei etwas zu lernen, darauf legt man bei der museumspädagogischen Arbeit wert. Den Grundstein dafür legte Geschäftsführerin Patrizia Meyn. Sie erkannte bereits 2011, dass Bedarf an gezielter Zusammenarbeit von Museum und Schulen besteht. So wurden über die Jahre maßgeschneiderte Konzepte entwickelt, die auf Basis der vorhandenen Ausstellungen eng mit den Lehrplänen der sächsischen Grundschulen korrespondieren.
Die Kinderstube war in den Sommerferien dabei und hat an allen drei Standorten jeweils eine Veranstaltung besucht, die die Ferienspiele bunter und aufregender machten.

Von der Schote zur Schokolade in Augustusburg

Das mächtige Schloss Augustusburg, das von vielen Punkten des Erzgebirgsvorlands weithin sichtbar ist, entstand innerhalb von nur vier Jahren in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Es ist ein Jahreszeitenschloss: Zu den vier Türmen gesellten sich zwölf Säle, ursprünglich 52 Schornsteine und 365 Fenster. Hier können Kids auf einer Entdeckertour das Schloss von den Kellern bis zu den Dachböden erobern oder bei einer Zeitreise in die Renaissance abtauchen.

Heute allerdings wird Schokolade gemacht.
In einem Raum mit dicken Wänden und weitem Blick hinaus ins Land stehen auf einem Tischgeviert kleine Wasserbadbehälter, die sich mit Strom erhitzen lassen. Davor sitzen rund zwanzig Kinder der Klassen 1 bis 4 aus dem Hort der Kita Bienenhaus in Krumhermersdorf.
Frau Zweck, die Erzieherin, erzählt, eine Kollegin sei mit einer Klasse schon hier gewesen. Und den Beteiligten habe es so gut gefallen, dass sie unbedingt auch hier hinwollte.

Die flüssige Schokolade wird in eine Form gegossen (©Eva Jobst)

Vanessa Kirbach und Martin Kreß, die beiden Museumspädagogen des Projekts, haben Geschichte studiert und stammen aus der Region.
Kirbach zeigt eine Kakaobohne, erkundigt sich, woher sie nach Meinung der Kinder kommt und erzählt, wie daraus Kakaopulver entsteht. Sie möchte wissen, was wohl alles in eine richtige Schokolade gehören könnte. Kakaobutter. Milchpulver. Puderzucker. Und natürlich Kakao! Alles landet, genau abgemessen, in den Behältern.
„Und dann müsst ihr 123-mal rühren! Beim 124. Mal wird die Schokolade schlecht.“ Angestrengt zählen die Kinder mit.

Danach wird die flüssige Masse sorgfältig in Silikonformen gegossen, die Vertiefungen in Form von Herzchen oder Blumen haben. Und dann kommen sie für eine halbe Stunde in den Kühlschrank.

Zeit, um Behältnisse für die Schokolade anzufertigen. Vanessa Kirbach und Martin Kreß legen bei Bedarf mit Hand an.
Ausgestattet mit Papier, Buntstiften, Scheren und Kleber basteln die Kinder konzentriert wunderschöne Schachteln – jede ein Unikat.
Dort kommt am Schluss die fertige Schokolade hinein, als Mitbringsel für die Eltern. Naja, nicht komplett. Gekostet werden muss natürlich auch …

Zwei Mädchen beim Basteln
Zwei Mädchen beim Basteln (©Eva Jobst)

Sterntaler – Multimedia im Schloss Lichtenwalde

Auch in Lichtenwalde wird Kindern viel geboten: Sie können das gesamte Schloss, das in heutiger Form im 18. Jahrhundert entstand, erkunden und dabei nachempfinden, wie man in der Zeit des Barock gelebt, gespeist und gefeiert hat. Oder sie können Seife herstellen. Oder – ganz zeitgemäß – viel über Nachhaltigkeit vom 18. Jahrhundert bis heute lernen und ein Insektenhotel bauen.

Die Kinder aus dem Hort Sonnenschein in Mittweida, die heute hier sind, besuchen jedoch die Sonderausstellung „Sterntaler“, in der es um Märchen und Geschichten geht.

Junge mit Tablet
Kind am Tablet (©Eva Jobst)

Überall hängen Bilder – und es zeigt sich: Auch ganz moderne Kinder kennen noch Schneewittchen, das tapfere Schneiderlein oder Hänsel und Gretel, aber auch Alice im Wunderland, die Schöne und das Biest und etliche Science-Fiction-Helden.
Von Vanessa Kirbach mit Tablets ausgestattet, gehen sie durch die liebevoll gestalteten Räume – und wenn sie die Bilder an der Wand scannen, erwachen sie auf dem Tablet zum Leben.
Überall in der Ausstellung gibt es Computer-Stationen mit Puzzeln und interaktiven Spielen, durch die alte Märchen und Geschichten lebendig werden.                          

Die Welt der Römer und Germanen auf Burg Scharfenstein

Der Bergfried der Burg aus dem 13. Jahrhundert ragt hoch auf über dem Land. Hier wird mit Kindern auf alte Weise Brot gebacken oder sie können in die Ritterzeit abtauchen.
Doch heute geht es noch weiter zurück in die Geschichte, denn momentan präsentiert eine Sonderausstellung die Welt der Römer und Germanen, sie ist ganz speziell auf junge Besucher abgestimmt.
Und zu der empfängt Martin Kreß 26 Kinder aus Lippersdorf und Olbernhau.

Römer & Germanen Mühle-Spiel (©Berd Baldauf)


Doch das gelingt allen Kindern recht gut. Und dann wird unter Anleitung von Martin Kreß gespielt wie einst im alten Rom.

Zunächst jedoch bastelt jeder seiner Gäste ein Mühle-Spiel, und zwar genau so, wie es vor zweitausend Jahren schon benutzt wurde.
Das Spielfeld ist in dem Fall rund und aus Leder. Es macht daher schon etwas Mühe und erfordert Geschick, die Linien für das Spiel aufzumalen, Löcher in den Rand zu stanzen und einen Bindfaden hindurchzufädeln, damit es als Beutelchen dienen kann, in dem sich die Spielsteine transportieren lassen.

Danach geht es in die Mitmachausstellung „Römer und Germanen“. Hier kann man sich verkleiden, aus Schaumstoffsteinen den Limes nachbauen oder in einem altrömischen Bad toben (ohne Wasser, dafür mit Bällen) – und dabei viel über die Zeit vor 2000 Jahren lernen.

Am Ende fragt die „Kinderstube“ in Lichtenwalde, Augustusburg und Scharfenstein: „Hat es euch gefallen?“ Die Antwort jeweils unisono: „Ja!“
„Und was?“, fragen wir. Sehr laut ertönt ein einstimmiges: „Alles!“       

Ganzjährige museumspädagogische Angebote sowie Termine für Lehrerfortbildungen findet man unter: www.asl-schloesser.de/schulen-lehrer
Die gesamten Angebote der drei Standorte findet man unter: www.asl-schloesser.de.
Auch eine private Buchung, zum Beispiel für eine Kindergeburtstagsfeier, ist möglich.

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