Schlaft euch klug!

Von Barbara Legner-Meesmann
Mutter und Kind schlafend

Lernen im Schlaf – was klingt wie ein Märchen, tun wir in Wirklichkeit alle jeden Tag – und vor allem jede Nacht. Erwachsene lernen im Schlaf, ganz besonders aber auch Kinder und Kleinstkinder. Daher ist es besonders wichtig, dass sie ausreichend schlafen, sagen Schlafmediziner.

Ein neugeborener Säugling schläft fast den ganzen Tag, bis zu 18 Stunden sind es insgesamt. Unterbrochen wird der Schlaf nur zur Nahrungsaufnahme, erläutert Dr. Andrea Bosse-Henck, Ärztin im Schlaflabor der Uniklinik Leipzig. Wenn Kinder auf die Welt kommen, ist ihr Hirn noch nicht ausgereift. Das holt es in den ausgiebigen Schlafphasen nach. Besonders hoch ist der Anteil der Tiefschlafphasen, währenddessen werden viele Wachstumshormone ausgeschüttet, sagt die Dresdner Schlafmedizinerin Carolin Marx. Ältere Säuglinge (3 bis 12 Monate) haben innerhalb von 24 Stunden bis zu vier Schlafphasen. Neben der Ausschüttung der Wachstumshormone wird im Schlaf ihr Immunsystem aufgebaut und gestärkt.
Im Alter von 2 Jahren benötigen Kinder insgesamt noch immer 13 bis 14 Stunden Schlaf. In der folgenden Kindergartenzeit verringert sich das Schlafbedürfnis nur geringfügig, die Tagschlafphasen nehmen jedoch ab, erklärt die Leipziger Ärztin Andrea Bosse-Henck.
Ob noch Mittagschlaf gehalten wird, hängt extrem vom Umfeld der Kinder ab, von der Einstellung der Eltern zum Mittagsschlaf und von der jeweiligen Kindertagesstätte.

EINE LANZE FÜR DEN MITTAGSSCHLAF

Die Annahme vieler Eltern, dass Kinder ohne Mittagsschlaf in der Nacht automatisch länger schlafen, stimmt zwar. Doch viele Kinder schlafen nicht genug, wenn der Mittagsschlaf fehlt. Und das hat erhebliche Folgen für ihr Wohlbefinden. Diese Kinder sind tagsüber aggressiver, reizbarer, leiden öfter unter Depressionen und werden leichter krank als ihre ausgeschlafenen Altersgenossen. Auch deswegen bricht Bosse-Henck eine Lanze für den Mittagsschlaf und zwar nicht nur für Kleinkinder, sondern auch für Schulkinder. Diverse Studien hätten gezeigt, dass im Mittagsschlaf Gelerntes gefestigt wird. Dabei scheint es so zu sein, dass in verschiedenen Schlafphasen unterschiedliche Dinge abgespeichert werden. Nach allem, was man bislang weiß, werden im Traumschlaf Handlungen und Bewegungsabläufe gespeichert und im Tiefschlaf Fakten oder beispielsweise Vokabeln. Im Schlaf bilden wir also unser Gedächtnis aus, Schlafen trägt dazu bei, dass Gelerntes im Langzeitspeicher abgelegt wird.

SCHLAFEN FÜR STARKE ABWEHRKRÄFTE

Doch nicht nur für das geistige Gedeihen der Kinder ist ausreichender Schlaf wichtig. Auch für gute Abwehrkräfte ist er unabdingbar, sagt die Dresdnerin Carolin Marx. Die psychologische Psychotherapeutin hat jahrelang am Schlaflabor der Uniklinik Dresden gearbeitet und nun eine eigene Praxis, in der sie Kindern und Erwachsenen mit Schlafstörungen wieder zu einem guten Schlaf verhilft.

Während des Schlafes laufen nach ihren Angaben verschiedene Regenerations- und Aufbauprozesse ab. Alte, abgestorbene Zellen werden ausgeschwemmt und die Bildung neuer Zellen angeregt, so Marx. Wenn das Immunsystem bei einem Infekt richtig loslegen muss, werden wir oft sehr müde, ergänzt Andrea Bosse-Henck von der Uniklinik Leipzig. Wenn wir dann einschlafen, kann das Immunsystem auf Hochtouren arbeiten. Wir schlafen uns also gesund.

Schon gewusst?
Babys gelingt es bereits im Alter von sechs bis acht Monaten, Wörtern eine Bedeutung zuzuordnen, fanden Leipziger Forscher heraus. Sie zeigten Babys Fantasieobjekte und benannten sie mit Fantasiewörtern wie „Bofel“ und „Zuser“. Nach einem Mittagsschlaf konnte das Gehirn der Babys in einem anschließenden Test zwischen „Bofel“- und „Zuser“-Objekten unterscheiden. Die Kinder hatten also im Schlaf ihr Wissen abgespeichert. Babys, die wach geblieben waren, gelang das nicht.

Quelle: Leipziger Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften 2017

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