Kompakt, kompetent, kostenlos
„Fit for news“ heißt eine Initiative, die in Leipzig ansässig ist und sich zum Ziel setzt, die Medienkompetenz von Jugendlichen in den Schulen und der Berufsausbildung zu stärken. Auf der […]
Cybermobbing, also Mobbing im Internet, ist ein gefährliches Phänomen.
„Du bist hässlich“ „Keiner will dich“ „Hau ab“ „Du Opfer“ „Pickelfresse“ „Alle hassen dich“
Solche Angriffe markieren nicht selten einen Leidensweg, an dessen Ende erschreckende Schlagzeilen wie diese stehen können: „15-Jährige nahm sich nach Cybermobbing das Leben“. Leider kein Einzelfall. Solche und ähnliche Meldungen schockieren regelmäßig die Öffentlichkeit. Wie kommt es zu solchen Attacken?
Unter Cybermobbing versteht man die Beleidigung, Bedrohung, Bloßstellung oder Belästigung von Personen mithilfe von Kommunikationsmedien, beispielsweise über Smartphones, E-Mails, Websites, Foren, Chats und Communities.“ (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend)
Psychologen gehen davon aus, dass die Täter oft im häuslichen Umfeld Unrecht erfahren. Hinzu kommen Langeweile, Unzufriedenheit, Wut und geringe Konfliktfähigkeit.
Die Opfer haben meist ein geringes Selbstwertgefühl und sind oft anders als das Gros innerhalb einer Gruppe. Das können die ethnische Herkunft, ein auffälliges Aussehen oder ein außergewöhnliches Hobby sein. In einem gruppendynamischen Prozess beschließen Kinder und Jugendliche im Umfeld, sich auf die Seite des vermeintlich Stärkeren zu stellen – und mobben mit.
Auch in der Vergangenheit gehörte das Hänseln und Herabwürdigen unter Kindern zum Alltag. Dies geschah jedoch meistens von Angesicht zu Angesicht.
Doch seit elektronische Medien bei jungen und ganz jungen Leuten eine immer wichtigere Rolle übernehmen, wird das Mobbing anonymer, damit einfacher – und gefährlicher.
Ungefähr sieben Prozent der 6- bis 7-Jährigen besitzen hierzulande schon ein eigenes Smartphone.
In der Altersgruppe der 10- bis 11-Jährigen ist es schon die Hälfte. Der Anteil der Smartphone-Besitzer unter den 12- bis 13-Jährigen beläuft sich auf 73 Prozent.
Soziale Plattformen gehören zum Alltag dieser Kinder. Und so haben sich viele Interaktionen aufs Netz verlagert, auch das Mobbing.
In der JIM-Studie (JIM = Jugend Information Medien) des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest wurde 2021 die Mediennutzung von 12- bis 19-Jährigen untersucht. Das Ergebnis war: 92 Prozent der Kinder und Jugendlichen nutzen für Information und Kommunikation die Plattform WhatsApp, gefolgt von Instagram (58 %), TikTok (47 %) und Snapchat (42 %).
Mehr als die Hälfte von ihnen wurden dort bereits mit Hassbotschaften oder extremen politischen Ansichten konfrontiert. Und etwa ein Drittel der Befragten
gab an, dass Bekannte und Mitschüler via Internet beleidigt oder fertiggemacht wurden.
Das erstreckt sich über Verleumdungen und Bloßstellungen bis hin zur Ausgrenzung. Erleichtert wird das dadurch, dass diejenigen, die Gemeinheiten über andere verbreiten, durch die Anonymität im Netz geschützt sind. Es gibt kein reales Gegenüber. Es gibt keine reale Reaktion. Und so kann sich das Ganze immer weiter potenzieren, denn den Tätern und Täterinnen wird oft gar nicht bewusst, was sie in der Psyche des Opfers anrichten.
Durch Corona und lange Zeiten mit Homeschooling hat sich das Problem verschärft, denn Begegnungen in der realen Welt wurden noch rarer.
Hinzu kommt, dass Eltern oft nichts vom Mobbing erfahren oder überfordert sind, die Lehrer nicht geschult werden, mit diesem Problem umzugehen und die Schulen nur zögerlich reagieren.
Für die Opfer ist es schwer, den Teufelskreis des Cybermobbings zu durchbrechen. Nur mit Hilfe von Eltern und Freunden kann das gelingen. Deshalb muss dringend jeder Rückzug eines Kindes aus dem Klassen- oder Freundeskreis sensibel hinterfragt werden.
Cybermobbing-Erste-Hilfe-App
Seit 2004 setzt die Plattform klicksafe in Deutschland den Auftrag der EU-Kommission um, Internetnutzern die kompetente und kritische Nutzung von Internet und neuen Medien zu vermitteln. In seinem Youth Panel arbeiten 14- bis 17-Jährige aus mehreren Schulen in Süddeutschland an ihrer Weiterentwicklung mit. Sie haben eine Cybermobbing-Erste-Hilfe-App kreiert. Die will Mut machen, gegen Cybermobbing vorzugehen, berät bei rechtlichen und technischen Fragen und vermittelt den Kontakt zu anonymen Beratungsstellen für Mobbingopfer. www.klicksafe.de