Alternativer Lernweg „Produktives Lernen“

Von Anja Kootz


Jedes Jahr verlassen viel zu viele Kinder ohne Abschluss die Schule. Die letzten offiziellen Zahlen stammen aus dem Jahr 2021: Da waren es deutschlandweit 47 500. Auch in Sachsen ist das ein Problem. Knapp 10 Prozent der sächsischen Schülerinnen und Schüler machen keinen Schulabschluss, Tendenz steigend. Um dem etwas entgegenzusetzen, gibt es zahlreiche Initiativen und Projekte. Eines davon heißt „Produktives Lernen“, kurz PL.
Dabei handelt es sich um ein zweijähriges Bildungsangebot in den Klassenstufen 8 und 9 der Oberschulen für diejenigen, die einer besonderen Förderung bedürfen, um einen dem Hauptschulabschluss gleichgestellten Abschluss zu erreichen.

TÄTIGKEIT, NICHT DIE THEORIE

Weil das klassische schulische Lernen viele Kinder an ihre Grenzen bringt und sie befürchten müssen, keinen Schulabschluss zu schaffen, gibt es auch in Sachsen eine praxisbezogene Alternative, um einen Regelabschluss zu erwerben.
Das „Produktive Lernen“ verbindet in drei Bildungseinheiten außerschulische Tätigkeiten an selbst gewählten Praxisplätzen mit dem Lernen an der Schule: Lernen in der Praxis, fachbezogenes Lernen und Lernen in der Kommunikationsgruppe.
Wir stellen das Projekt vor.

WAS IST DAS PRODUKTIVE LERNEN?

Die Schuljahre sind in Trimester aufgeteilt. Auch die Wochen werden gesplittet und bestehen aus zwei Tagen Schule und aus drei Tagen Arbeit in der Praxis.
Kernstück des Produktiven Lernens ist das Lernen in der Praxis.
Die Schülerinnen und Schüler suchen sich auf Grundlage ihrer Interessen und Kompetenzen selbstständig Praxisplätze (wenn erforderlich auch mit Unterstützung) in einem Betrieb, einer Behörde oder einer kulturellen, sozialen oder politischen Einrichtung. Da die Schüler und Schülerinnen sich ihre Praxisplätze selbst aussuchen, haben sie Gelegenheit, Berufe ganz gezielt nach ihren persönlichen Interessen auszuwählen.
Im Verlauf der zwei Jahre (und damit sechs Trimester) haben sie damit insgesamt sechs Mal die Gelegenheit, sich in unterschiedlichen Praxiseinrichtungen auszuprobieren, weiterzuentwickeln und das Gelernte anzuwenden.

WAS IST IN DER SCHULE ANDERS?

In der Schule sind die Lerngruppen deutlich kleiner als herkömmliche Schulklassen. Das soll ermöglichen, dass Schüler sich angstfreier am Unterricht beteiligen. Alle Schüler haben zudem regelmäßige Einzelgespräche mit ihren pädagogischen Begleitern, wo sie noch einmal ganz ihrem eigenen Rhythmus und Tempo folgend die Lernstoffe besprechen können. Das Lernen in der Schule erfolgt fachbezogen, fachübergreifend und fächerverbindend.
In der Schule stehen ihnen Pädagoginnen und Pädagogen als Bildungsberater zur Seite, am Praxisplatz werden die Schüler und Schülerinnen von Mentorinnen und Mentoren begleitet.

WER MACHT MIT?

Entscheidend“ für den Erfolg ist die Freiwilligkeit, denn das Produktive Lernen setzt eine aktive Teilnahme voraus. Auch sind im praxisbezogenen Lernen Pünktlichkeit und Engagement nötig, denn die Praxisbetriebe müssen auf ihre Praktikantinnen setzen können.

Wer also Interesse hat, meldet sich direkt bei der entsprechenden Schule vor Ort. Dies bedeutet noch keinen sofortigen Schulwechsel, sondern ermöglicht ein Kennenlernen des Modells. Eine endgültige Entscheidung für diesen Weg kann in aller Ruhe getroffen werden.

In Sachsen bieten derzeit folgende neun Oberschulen „Produktives Lernen an.

DIE ERFOLGE

Produktives Lernen hat sich als erfolgreiche Methode zur Erlangung eines Schulabschlusses erwiesen. 79 Prozent derjenigen, die bis zum Ende des 9. Schuljahres dabeiblieben, erlangten ihren Abschluss. 39 Prozent begannen eine Berufsausbildung, 61 Prozent fanden einen Ausbildungsplatz über einen ihrer Praxisplätze.

Viele Jugendliche motiviert dieses praxisbezogene Modell auch für den schulischen Teil, den es zu bewältigen gilt. Die Mehrzahl entwickelt neues Selbstvertrauen, Ausdauer und Durchhaltevermögen, was generell eine Hilfe ist, um mit Hürden umzugehen. Die Jugendlichen sammeln Erfahrungen im Bewerben und lernen die allgemeinen Anforderungen kennen, die die Arbeitswelt mit sich bringen. Sie können herausfinden, wo ihre Interessen und Stärken liegen und welche beruflichen Möglichkeiten es gibt.

Schüler ohne Abschluss – der Faktencheck | SMK-Blog – SMK-Blog – sachsen.de

Produktives Lernen – Schule und Ausbildung – sachsen.de

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