Leichter Lernen mit Düften

Von Jana Olsen
Zitronenöl

Vokabeln, Matheformeln, ein Gedicht – für die Schule muss ständig gelernt werden. Mit Aromaölen kann man nicht nur eine positive Lernatmosphäre schaffen, sondern sogar die Merkfähigkeit verbessern. Doch welche Düfte erleichtern das Lernen am besten?

Wer mit Rosenduft lernt, ihn auch nachts und während der Prüfung einatmet, schneidet beim Vokabeltest besser ab. Das hat ein Freiburger Forschungsteam in einer aktuellen Studie beobachtet. Bei dem Online-Experiment mit 183 erwachsenen Versuchspersonen bekamen die Probanden Briefumschläge mit Rosenduftgranulat oder duftlosen Papierschnipseln zugeschickt. Wer während des Lernens, des Schlafens und beim Test den Rosenduft einatmete, erzielte wesentlich bessere Lernerfolge.

ZITRUSÖLE VERBESSERN DIE KONZENTRATION
Tuula Misfeld (©privat)
Tuula Misfeld (©privat)

Doch funktioniert die Sache mit Rosenduft auch bei Kindern? Aromatherapeutin Tuula Misfeld ist da skeptisch. Als gelernte Krankenschwester arbeitet die Leipzigerin seit fast 25 Jahren mit Aromaölen und mischt auch individuelle Lernöle für Kinder. „Rosenöl verwende ich für Kinder eher selten. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass zum Beispiel junge Mädchen, die in der Pubertät sind, Rosenduft gar nicht leiden können. Doch Düfte sollten beim Lernen immer positive Emotionen wecken.“ Was dagegen bei vielen gut funktioniert, sind Zitrusöle. „Alle Zitrusdüfte wie Zitrone, Orange oder Bergamotte sind konzentrationsfördernd und stimmungsaufhellend. Da findet jeder sein Lieblingsöl“, ist sich Tuula Misfeld sicher.

INDIVIDUELLE MISCHUNGEN AM BESTEN

Dennoch plädiert die Aromatherapeutin dafür, jedem seinen eigenen Duft zu mischen: „Man muss immer sehen, was für ein Kind vor einem sitzt. Ein kleiner Zappelphilipp braucht eher etwas zur Beruhigung, Myrrhe zum Beispiel. Wer Prüfungsangst hat, den entspannt Lavendel.“ In der Regel gibt sie den Kindern mehrere Öle zur Auswahl und lässt sie selbst entscheiden, was ihnen am besten gefällt. Die Grundlage für ein Lernöl bildet dann immer ein Zitrusöl, ergänzt mit einem speziell auf das Kind abgestimmten Duft. Bei intensiven Düften wie Lavendel reicht oft schon ein einziger Tropfen: „Ätherische Öle werden sehr sparsam dosiert. Und Kinder haben zudem noch sensiblere Nasen als Erwachsene.“

DUFTLAMPE, DUFTSTEIN UND ROLL-ON

Und wie kommt der Aromaduft nun ans Kind? „Zu Hause würde ich eine Duftlampe anmachen. Damit wird das ganze Zimmer herrlich beduftet“, schwärmt Tuula Misfeld. Man sollte darauf achten, dass genügend Wasser in der Verdunstungsschale ist und das Kind nicht unbeaufsichtigt bleibt, solange in der Duftlampe die Kerze brennt. Für unterwegs eignen sich Duftsteine oder kleine Filzanhänger für die Federmappe, auf die der Lieblingsduft getropft wird. Größere Kinder können sich ihren eigenen Roll‑on mischen: „Den mixt man am besten gemeinsam mit dem Kind, in der Dosierung, die ihm gefällt. Unterwegs kann es mit dem Roll‑on ähnlich wie mit einem Deoroller über das Handgelenk fahren und immer mal dran schnuppern.“ Und nicht vergessen: zu Hause und unterwegs sollte der gleiche Duft verwendet werden.

RIECHZENTRUM MIT GEDÄCHTNIS ENG VERKNÜPFT

Doch warum lernt das Gehirn mit Düften besser? Sobald wir atmen, riechen wir. Es geht gar nicht anders. Den Geruchssinn können wir nicht ausschalten. Beim Lernen kann man sich das zunutze machen. Denn der Geruchssinn ist der einzige Sinn, der die Gedächtnis- und Emotionszonen im Gehirn direkt erreicht. Düfte werden im sogenannten limbischen System abgespeichert. Dieser Teil des Gehirns ist für die Verarbeitung von Emotionen und Erinnerungen zuständig. Wer mit einem Duft lernt und zur Prüfung den gleichen Duft einatmet, hilft der Erinnerung automatisch auf die Sprünge. Wer zudem noch ein Aromaöl wählt, das individuell zum Kind passt, also beruhigt oder motiviert, hat so noch einen zweiten positiven Effekt auf das Lernen.

QUALITÄT IST DAS „A UND O“

Beim Kauf von Aromaölen sollte man unbedingt auf die Qualität achten. Preiswerte, synthetische Öle haben ein höheres Allergierisiko oder können Kopfschmerzen auslösen. „Ätherische Öle sollten naturbelassen sein und keine synthetischen Zusatzstoffe enthalten. Zudem muss die Ursprungspflanze eindeutig auf dem Etikett verzeichnet sein“, empfiehlt Aromatherapeutin Tuula Misfeld. Zudem sollte man auf der Flasche notieren, wann man sie geöffnet hat. Fruchtige Öle wie Zitrone oder Orange werden schneller ranzig und halten bis zu einem Jahr. Kräuteröle wie Lavendel sind zwei Jahre haltbar. Genug Zeit also für langanhaltenden Lernerfolg.

Rezept
Roll‑on: Das Lernöl für unterwegs

Mit einem Roll‑on kann man seinen Lieblingsduft mit in die Schule nehmen: In dieser Mischung verbessert das Zitrusöl die Konzentration, Lavendelöl beruhigt bei Prüfungsangst und Zirbelkiefer macht Mut, den Test anzugehen.

Zutaten:

  • 10 ml Mandelöl
  • 4 Tropfen Zitrusduft (Zitrone, Bergamotte oder Orange)
  • 1 Tropfen Lavendelöl
  • 1 Tropfen Zirbelkiefer
  • 1 leere Roll-on-Flasche

So wird’s gemacht:

Die ätherischen Öle werden mit dem Mandelöl vermischt und in einen leeren Roll‑on gefüllt. Ein paar Mal hin und her wenden, damit die Kugel befeuchtet wird. Mit dem Roll‑on kann das Kind mehrfach täglich unter der Nase entlang, über die Schläfen oder das Handgelenk fahren, um dort das Öl aufzutragen.

Aromatherapie
Der Begriff der „Aromatherapie“ wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts vom französischen Chemiker und Parfümier René-Maurice Gattefossé (1881 bis 1950) geprägt. Er hat maßgeblich die Forschungen zum Einsatz von ätherischen Ölen zu medizinischen Zwecken vorangetrieben.

Die Aromatherapie ist ein Teil der Phytotherapie – der Pflanzenheilkunde. In der Aromatherapie arbeitet man mit ätherischen Ölen, Hydrolaten und Basisölen. Auf körperlicher und seelischer Ebene, bei chronischen und akuten Beschwerden kann die Aromatherapie erfolgreich als begleitende Maßnahme angewendet werden.

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