Sächsische Präventionsprogramme ausgezeichnet

Von Eva Jobst

Suchtprobleme betreffen nicht nur Erwachsene, sondern auch ihre Kinder. Zum einen, weil sie innerhalb ihrer Familie zu Co-Abhängigen werden. Ihr ganzes Leben dreht sich nur noch um den in seiner Sucht gefangenen geliebten Elternteil. Zum anderen, weil die Gefahr besteht, dass junge Leute in komplizierten Lebenssituationen selbst zu Suchtmitteln greifen könnten, um ihre Konflikte zu verdrängen oder – scheinbar! – zu lösen.

Seit 2001 gibt es einen bundesweiten Wettbewerb, den die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gemeinsam mit dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV-Spitzenverband) ausrichtet, bei dem Kommunen ihre Arbeit auf dem Gebiet der Suchtprävention vorstellen. Denn gerade hier werden laut einer Analyse des Wettbewerbs aus dem Jahr 2009 „Kinder und Jugendliche in ihrem Lebensumfeld angetroffen und können unmittelbar angesprochen werden.“

Im September 2020 wurden die Preisträger des letzten, inzwischen 8., Wettbewerbs bekannt gegeben. Auch die Städte Dresden und Leipzig gehörten dazu.

In Dresden gibt es bereits seit 2015 ein Strategiepapier zur Suchtprävention, das vom Stadtrat einstimmig beschlossen wurde. Es soll eine breite Öffentlichkeit für das Thema sensibilisieren und konkrete Hilfsangebote machen, die sich an Kinder von 8 bis 12 Jahren aus suchtbelasteten Familien richten.
In Gruppen lernen sie, wie Alkohol und Drogen wirken, wie sie mit schwierigen Situationen in der Familie umgehen und Probleme lösen können. Vor allem aber, dass sie wichtig und wertvoll sind – und dass sie sich Hilfe holen können.

Darüber hinaus geht es darum, Lehrerinnen und Erziehern zu helfen, Betroffene zu erkennen. Und nicht zuletzt sollen auch Angehörige in die Bearbeitung der Problematik einbezogen werden.

In Leipzig heißt ein Programm für Kinder aus suchtbelasteten Familien Drehscheibe. Dazu gehören Gesprächsangebote, aber auch Sport und Spiel. Die 7- bis 12-Jährigen lernen, sich mit der schwierigen Situation in der Familie und den Tabuthemen Alkohol und Drogen auseinanderzusetzen. Wichtig ist dabei, damit verbundene Gefühle wahrzunehmen und zuzulassen. Und vor allem: sich im Rahmen des Angebots auch einmal unbeschwert als Kind zu fühlen. Das Programm Keep Cool wird als Vortragsreihe in Leipziger Schulen angeboten. Hier wird Kindern altersgerecht Wissen über Suchterkrankungen und psychische Erkrankungen vermittelt. Es enthält Stressbewältigungsstrategien und Unterstützungsangebote.
Es richtet sich auch an Kinder, die keine Berührung mit dem Thema haben – sie sollen dadurch sensibilisiert werden.

Beide Städte, so die Juroren des Wettbewerbs, machen damit breit aufgestellte Angebote, die sich auf gut entwickelte Netzwerke und wissenschaftliche Erkenntnisse zur Drogenprävention, speziell der Co-Abhängigkeit von Kindern, stützen. Damit qualifizierten sie sich für den Sonderpreis des GKV-Spitzenverbandes. Herzlichen Glückwunsch!

Leipzig
Klinikum St. Georg
Fachbereich Familienhilfe
Heidrun Hessel, Tel. 0341 – 444 2107
heidrun.hessel@sanktgeorg.de

Dresden
Fach- und Koordinierungsstelle
Suchtprävention Sachsen
Sophia Linhart, Tel. 03 51 – 440 477 18
linhart@suchtpraevention-sachsen.de

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