
Allergien sind ein Spaßverderber
Als wären kleine Brüder nicht schon schlimm genug „Der schönste Tag meines Lebens. Punkt. Da war ich mir sicher“. Es ist Maggies 10. Geburtstag, und ein großer Traum soll in […]
Wie teilt man gerecht? Ist es wirklich fair, wenn alle genau das Gleiche bekommen? Was auf den ersten Blick nach einer klaren Sache aussieht, kann in Wahrheit ziemlich kompliziert sein. Und man kann, wenn es schlecht läuft, ziemlich lange darüber streiten. Denn es gibt sozusagen keine objektive Gerechtigkeit, auf die man sich berufen kann. Man muss jedes Mal aufs Neue abwägen und entscheiden.
Zwei Bücher illustrieren das besonders schön. Eines ist für kleinere Kinder gedacht und folgt in rührender Weise kindlicher Sicht und Argumentation („…dann bist du aber nicht mehr mein Freund!“). Das andere richtet sich an schon etwas ältere und reflektiertere Kinder und geht der Sache daher schon sehr differenziert mit vielen Detailüberlegungen und aufklärenden Informationen auf den Grund. Es geht auch um Größeres als bloß ums Teilen, es geht um gesellschaftliche Gerechtigkeit und Fairness.
Doch zunächst zurück zum Grundlegenden, zum Teilen: Wie zum Beispiel sieht es aus, wenn Bär und Wiesel teilen müssen – und zwar genau drei Pilze?
Ist es gerecht, wenn der Bär zwei Pilze für sich will, weil er groß ist und viel essen muss, wie er sagt? Oder braucht das Wiesel zwei, weil es noch wachsen muss? Zählt es mehr, wer die Pilze gefunden hat (der Bär)? Oder wer sie zubereitet hat (das Wiesel)? Wenn zwei sich streiten, freut sich am Ende bekanntlich der Dritte … und manchmal haben dadurch alle was davon. Eine kleine anschauliche Geschichte, sehr lebensnah und kindgemäß erzählt und mit vielen liebevollen Details herzallerliebst illustriert. Ausgezeichnet mit dem Leipziger Lesekompass und 2019 nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis. Eine gute Grundlage für erste Gespräche über einen fairen Umgang miteinander.
Auch Voll ungerecht! steigt mit der Frage des Teilens ein, mit der „Bonbonfrage“ sozusagen, also der Frage nach der Verteilungsgerechtigkeit.
Die ist im Beispielfall schon allein aufgrund der größeren Zahl der Beteiligten (eine vierköpfige Familie statt Bär und Wiesel) vielschichtiger und komplizierter. Und so ist auch im Weiteren Voll ungerecht! ein Buch „für Fortgeschrittene“. Dazu gehören Feststellungen wie die, dass jeder ein Gefühl dafür hat, was gerecht ist, dieses Gefühl aber nicht immer mit dem der anderen übereinstimmt. Und dass sich die Frage nach Gerechtigkeit nur bei Dingen stellt, deren Menge begrenzt ist, also Geld oder Essen zum Beispiel.
Zur Verteilungsgerechtigkeit gesellen sich in weiteren Abschnitten bald schon die aristotelischen Kategorien von ausgleichender und austeilender Gerechtigkeit, und damit wird es dann schon merklich anspruchsvoll.
Ist Zwei für mich, einer für dich noch so etwas wie ein Einsteigerbuch (ohnehin ja mehr ein Bilderbuch für kleinere Kinder), ist Voll ungerecht! ganz klar etwas für Kinder, die es wissen wollen und sich gerne Gedanken machen (die Altersempfehlung liegt bei 8 bis 10 Jahren). Denn mit diesem Buch taucht man schon tief in Fragen von Ethik und Moral, Gleichheit und Gerechtigkeit und in viele komplexe Themenbereiche wie Recht und Strafe, Menschenrechte oder Gesellschaftsordnungen ein. Durch eine sympathische und anschauliche Bebilderung und eine klare, einfach gehaltene Sprache ist die Materie dennoch eingängig.
Assata Frauhammer (Autorin), Meike Töpperwien (Illustratorin)
Voll ungerecht! Über Fairness und Gerechtigkeit
Reihe Große Themen, einfach erklärt
Verlag: Beltz & Gelberg
Alter: ab 8 bis 10 Jahre