Was Igel für den Winter brauchen

Von APOTHEKERIN DR. ANNE-KATHRIN HABERMANN
Igel im Herbstlaub

Es klingelte Sturm an meiner Tür. Die Nachbarsjungen standen davor und drucksten herum. „Ist euer Fußball in unserem Garten?“, versuchte ich zu helfen. „Nee, wir wollten fragen, ob wir bei Ihnen Laub harken dürfen.“ Nanu, das hatte noch keiner je gewollt. „Wieso denn?“, wunderte ich mich. „Na, für den Igel! Es ist doch schon Herbst, und der Igel rennt immer noch herum. Bestimmt braucht er ein Bett aus Laub für den Winterschlaf!“

Stimmt, erst gestern Abend hatten mich draußen laute, schmatzende Geräusche erschreckt. Im Unterstand der Fahrräder war dann aber kein Wildschwein zu sehen, im Lichtstrahl der Taschenlampe flitzte ein kleiner Igel vor mir weg. Besonders groß und dick war er nicht. Für den Winterschlaf hätte er sich ein bisschen mehr Speck anfuttern können. Er versuchte es gerade mit dem restlichen Futter einer Nachbarskatze.

„Jungs, das ist eine Superidee! Sammelt so viel Laub, wie ihr mögt für den Igel!“ Ich finde inzwischen heraus, was man in der kalten Jahreszeit noch für Igel tun kann.

Igel soll man nicht einfach „retten“ und mitnehmen, las ich, sie kommen in der Natur am besten zurecht. Ausnahmen sind verletzte oder kranke Tiere. Die darf man gesund pflegen, muss sie dann aber wieder in die Natur entlassen. Sie stehen unter Artenschutz, man darf sie nicht einfach fangen. Am besten wendet man sich an eine Igelauffangstation.

Das ideale Versteck

Igel haben es schwer, las ich weiter, weil wir die Natur durch die Landwirtschaft stark verändert haben und wir unsere Gärten so gerne aufräumen. Igel brauchen Gebüsche und Gehölze, alte Äste und Laub, um sich darunter vor Kälte und Feinden zu verstecken und Nahrung zu finden. Deshalb sind naturnahe Gärten und Parks wichtig. Viele Igel leben heute in der Nähe des Menschen und bauen ihre Nester von uns unbemerkt in Gebüschen, an Hauswänden oder unter Abdeckungen. Sie fressen alles, was sie am Boden finden: Käfer, Falter, Asseln, Spinnen, Regenwürmer, Vogeleier, Mäuse. Fallobst fressen sie nur, um an die Maden und Würmer darin zu kommen. Sie sind nachtaktiv. Ab Mitte November gehen Igel in den Winterschlaf, nachdem sie sich ein Fettpolster angefressen haben. In der kalten Jahreszeit finden sie zu wenig Nahrung, deshalb drosseln sie ihren Stoffwechsel. Ihr Nest für den Winterschlaf legen sie gern im Gebüsch oder in Hohlräumen unter Altholzstapeln an. Dafür brauchen Igel Laub zum Polstern ihrer Nester! Das sammeln sie ein und rollen mit dem Stachelkleid darüber, um es zu verdichten. Man hat auch schon Igel gesehen, die unter alten Grillschalen oder großen längs halbierten Keramiktöpfen ihr Lager aufgebaut hatten.

Im Versteck darf es nicht zu kalt oder feucht werden, aber auch nicht zu warm. Sonst wachen die Igel auf und verbrauchen zu viel Energie.

Man kann Igeln mit einer Futterstelle helfen. Sie brauchen frisches Wasser, aber keinesfalls Milch. Katzenfutter aus der Dose (ohne Zusatzstoffe) wird gerne gefressen, aber auch kleingehackte hartgekochte Eier oder Rührei ohne Gewürze. Dagegen sind Obst, Gemüse und Essensreste nicht geeignet. Der Futterplatz soll sauber sein, am besten legt man Zeitungspapier unter, das man täglich wechselt. Verwendet man Näpfe, sollte man die mit heißem Wasser reinigen, um Krankheiten zu vermeiden. Ich könnte noch ewig weiterlesen, aber die Nachbarsjungen sind fertig.

Sie haben genau das Richtige getan: schönes trockenes Laub unter alle Hecken gebracht, in der Hoffnung, dass der Igel dort sein Nest hat. Ich für meinen Teil habe Katzenfutter spendiert und frisches Wasser in eine kleine Schale gefüllt. Einen halben Keramiktopf passender Größe suche ich noch.
Na, dann schlaf gut, Igel. Wir sehen uns im Frühjahr!

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