Seepferdchen sind ausverkauft

Von Ingrid Exo

Alleinerziehendes Elternteil im Home-Office. Und das Kind zu Haus. Inzwischen können sich wohl alle Eltern lebhaft vorstellen, was das bedeutet.
Und dann kommt buchstäblich eins zum anderen.

Wann hast du endlich Zeit für mich?

Mikas Papa muss eben noch rasch was fertigmachen, ehe es wie versprochen an den Badesee gehen soll. Und zwar, sagt Papa, umso schneller, wenn Mika ihn ungestört arbeiten lässt.

Ab und an fragt Mika: „Wie lange brauchst du noch?“ Und Papa fragt zurück, ob Mika nicht was spielen kann. Aber allein spielen ist nun mal blöd. Es sind Ferien und alle Freunde sind verreist.

Die Situation macht Papa bestechlich. Mika will nämlich ganz lang schon ein Haustier haben, einen Hund oder eine Katze, oder wenigstens einen Hamster. Immer hat Papa nein gesagt. (Auch das kommt sicher vielen bekannt vor.) Aber nun fragt er „Wenn du ein Haustier hättest, würdest du dann ganz leise mit ihm spielen und mich nicht stören, bis ich mit der Arbeit fertig bin?“ Was für eine Frage! Eine folgenreiche auf alle Fälle!

Mika darf sich also auf den Weg in den Zooladen machen und sucht sich dort eine Wüstenrennmaus aus. „Natürlich darf das Kind eine Maus haben!“ erfährt der Zoohändler, der sicherheitshalber nachfragt, ehe er einem unbegleiteten Kind etwas verkauft. Na, dann!

Gewusst wie – um keine Lösung verlegen

Mika spielt den ganzen Nachmittag mit der Maus, baut ihr Tunnel und Verstecke. Eines der Verstecke war jedoch wohl zu gut, am nächsten Morgen bleibt die Maus verschwunden. Was tun? „Frag im Zooladen!“, entgegnet Papa. Und dort meint der Verkäufer, ein Hundewelpe werde die Maus sicher aufspüren. Klappt auch. Weniger gut hat der Hund Mikas Erklärung verstanden, wie das Klo zu benutzen ist. Anderntags findet Papa nämlich eine Pfütze vor. Um nun das Kloproblem dauerhaft zu lösen, ist ein erneuter Besuch im Zooladen fällig. Diesmal soll ein Seehund im Badezimmer einziehen und die Einhaltung der richtigen Klobenutzung überwachen. Es folgt fröhliches gemeinsames Planschen in der Badewanne. Dann wird noch ein Pinguin gebraucht, damit auch die Maus schwimmen lernt. Er soll es ihr zeigen, quasi ersatzweise, denn Seepferdchen waren ausverkauft. Dem Pinguin folgen noch ein Papagei und ein Elefant. Und als Papa nach einer weiteren Nacht am Schreibtisch endlich fertig ist und zum Frühstück kommt, traut er seinen Augen kaum.

Nur gut, dass Papa Tiere so gern mag! Nun können endlich alle gemeinsam zum Badesee fahren.  

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt

Man darf wohl zu Recht hoffen, dass der Zoo nicht unbedingt real ist, den Mika sich und dem Vater da ins Haus holt. Ebenso bleibt wohl bewusst offen, ob „das Kind“ ein Junge oder Mädchen ist. Auf alle Fälle ist es amüsant und herzerwärmend, wie Mika erzieherische Leitsätze an die Tiergemeinschaft weitergibt und sehr charmant, wie den stets zu beschäftigten Erwachsenen ein Spiegel vorgehalten wird, dass sie bisweilen den sprichwörtlichen Elefant im Raum nicht sehen. Kinder haben jedenfalls viel Freude daran!

Buchtitel Seepferdchen sind ausverkauft

Constanze Spengler
Seepferdchen sind ausverkauft
Illustrationen: Katja Gehrmann
Verlag: Moritz Verlag
Ab 5 Jahre

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