Kaugummi der Steinzeitmenschen

Von Apothekerin Dr. Anne-Kathrin Habermann

Ich kaue gern mal einen Kaugummi, auch wenn böse Zungen behaupten, man sehe dabei aus wie eine widerkäuende Kuh. In letzter Zeit hatte ich dabei aber ein schlechtes Gewissen. Ich habe nämlich gelesen, dass Kaugummi aus Plastik besteht und deshalb am Ende als Mikroplastik ins Abwasser, dann ins Meer, anschließend in die Fische gelangt. Die armen Fische! Und die armen Fischesser!
Doch habe ich noch etwas gelesen: In Schweden hat ein Forschungsteam einen fast 10.000 Jahre alten Kaugummi gefunden. Es war ein alter Klumpen Baumharz mit deutlichen Abdrücken von Zähnen. Die Steinzeitmenschen hatten also plastikfreien Kaugummi.

Ich habe recherchiert:
In vielen Kulturen gab es Kaugummi. Auch in Deutschland und der Schweiz hat man Baumharz von Nadelbäumen mit Zahnabdrücken gefunden. Die alten Griechen haben Mastix genommen, das Harz des Mastixbaumes. Mastix war auch im alten Ägypten bekannt. Die Ureinwohner Mittelamerikas hatten das Harz des Breiapfelbaumes entdeckt, das heute unter dem Namen Chicle in handelsüblichen plastikfreien Kaugummis als Grundlage verwendet wird. In Nordamerika heißt der Amberbaum auch „sweetgum“ (= Süßgummi), weil sein Harz eben süß schmeckt, wenn man es kaut. Nun sind Baumharze ja oft ziemlich klebrig. Ich erinnere mich an ein einfaches Rezept aus Kindertagen, wie man aus Baumharz einen Kaugummi machen kann.

Das Harz kann man bei einem Waldspaziergang finden, es tritt bei Verletzungen der Rinde von Bäumen aus, um die Wunde zu schließen. Bitte kratzt nicht mit dem Taschenmesser an Bäumen herum, um Verletzungen herbeizuführen. Nehmt nur, was von Natur aus da ist. Bienenwachs gibt es im Bioladen oder beim Imker.

DU BRAUCHST:
  • Baumharz und Bienenwachs zu gleichen Teilen (je 10 g zum Beispiel)
  • Bogen Backpapier
  • Topf zum Erhitzen von Wasser
  • Kleines, leeres Marmeladenglas
  • Topfhandschuhe
  • Grillzange
  • Messer
  • Kleines sauberes Holzstückchen
SO GEHT ES
  1. Gebt gleiche Mengen Bienenwachs und Harz in das kleine Marmeladenglas.
  2. Erhitzt ein wenig Wasser im Topf und stellt das Glas mit Hilfe der Zange in die Mitte. Passt auf, dass das Wasser nicht ins Glas kommt. In der Wärme schmelzen Harz und Wachs auf. Rührt mit dem Stöckchen um.
  3. Ist eine einheitliche Masse entstanden, hebt ihr das Glas mit der Zange aus dem Topf. Vorsicht, alles ist heiß! Ihr könnt Handschuhe anziehen oder euch eventuell von einem Erwachsenen helfen lassen.
  4. Legt das Backpapier glatt aus und gießt die flüssige Harz-Wachs-Masse zu einem zusammenhängenden Flecken aufs Backpapier. Lasst die Masse abkühlen.
  5. Dann könnt ihr sie in Streifen schneiden, das Backpapier abziehen und einen Streifen vom selbstgemachten Steinzeitkaugummi probieren. Er ist zahnfreundlich, weil er zuckerfrei ist und den Speichelfluss anregt. Wenn er euch gar nicht schmeckt, gebt beim nächsten Versuch ein wenig Birkenzucker (Xylit) zu. So schmeckt der Kaugummi süß und ist sogar gut für die Zähne.

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