Wildkräuter sammeln – auf der Suche nach grünen Schätzen, Teil 2
Von Susan Künzel
Kinder sind oft leidenschaftliche Sammler. Unterwegs in der Natur wandern Steine, Stöckchen oder Muscheln in die Hosentaschen und bunte Blüten ins Haar. Ganz spielerisch entdecken sie so ihre Umwelt. Besonders intensiv lockt gerade jetzt die Welt der Wildkräuter – mit leuchtenden Farben, kräftigen Düften und sogar schneller Hilfe bei Insektenstichen. Machen Sie sich gemeinsam auf die Suche.
Ringelblumen – leuchtende Hautverwöhner
Von Juni bis September leuchten die orangen oder gelben Ringelblumenköpfe. Sie peppen ein Butter- oder Honigbrot und viele Salate vitaminreich auf, auch die Blätter dürfen mitgegessen werden. Fast jeder Baby-Popo wurde mit Ringelblumencreme verwöhnt (auch bekannt als Calendulasalbe). Sie gilt als Universaltipp gegen wunde Haut. Die enthaltenen Wirkstoffe, vor allem Flavonoide, regen das Wachstum neuer Zellen an. Als Tee zubereitet, lindern Ringelblumen Hals- und Magenschmerzen, die Blütenblättchen kann man ruhig mittrinken.
Ringelblumensalbe für wunde Haut So geht’s: Material: 250 ml Basisöl (z.B. Mandelöl), 2 Tassen Ringelblumenblüten, ca. 25 g Bienenwachs, 1 Leinentuch oder Sieb, ausgekochte, verschließbare, möglichst dunkle Gläser. Anleitung: Blüten einen Tag in der Sonne antrocknen lassen, um Schimmelbildung zu verhindern. Öl und Blüten in einem Topf auf niedriger Stufe etwa 15 Minuten erhitzen; es darf keinesfalls zu heiß werden, sonst werden die Blüten frittiert. Danach die Blüten durch ein Tuch oder Sieb abseihen. Das Ringelblumenöl wieder auf niedriger Stufe erhitzen, langsam Bienenwachs dazugeben und unentwegt rühren, bis alles geschmolzen ist. Die entstandene Creme in Gläser füllen und mit einem Tuch abdecken, bis sie abgekühlt ist. Nach Gebrauch immer gut verschließen, dunkel und kühllagern. Nicht nur für die Babyhaut, auch bei Sonnenbrand, auf kleinen Brandblasen oder den Schürfwunden kleiner Laufradfahrerinnen und Klettergerüsteroberer super hilfreich.
Frauenmantel – das Frauenkraut
Einer Perle gleich schimmern morgens Tropfen in den Blättern. Das ist allerdings kein Tau, sondern reiner Pflanzensaft, den der Frauenmantel aus den Spitzen der Blattzähnchen ausscheidet, Wasser, das die Pflanze aus der Erde aufgesogen, gefiltert und wieder ausgeschwitzt hat. Alchimisten versuchten einst, den Stein der Weisen daraus herzustellen. In vielen Gärten wächst die Staude mit zarten gelbgrünen Blüten bis zu 60 cm hoch. Noch heilsamer ist die kleinere, an feuchten Wiesen und in lichtdurchfluteten Wäldern zu findende wilde Pflanze. Sie liefert eine Vielzahl an gesunden Stoffen wie Eisen, Kalium, Kalzium, Kieselsäure und Magnesium. Vor allem aber Gerb- und Bitterstoffe sorgen dafür, dass sich die Schleimhäute zusammenziehen. Darum lindert ein Tee Schleimhautprobleme im Mund, Magen und Darm und ist auch bei Durchfall hilfreich.
In der Erfahrungsheilkunde kommt Frauenmantel unter anderem bei Regelschmerzen zum Einsatz. Diese Pflanze kann helfen, den Hormonhaushalt zu regulieren und Verkrampfungen der Gebärmutter und damit Regelschmerzen entgegenzuwirken. Vermutet wird, dass dafür gestagenartige Verbindungen in der Pflanze verantwortlich sind. Leider fehlen bis heute gute Studien. Gerade den beginnenden Zyklus junger Mädchen kann Frauenmantel regulieren helfen. Von Mai bis Ende August lohnt das Sammeln; die Blätter luftig trocknen, zerkleinern, lichtgeschützt und gut verschlossen aufbewahren.
Frauenmanteltee für viele Fälle So geht’s: Von frischem Kraut 4 bis 5 Blätter etwas kleiner zupfen, vom getrockneten Kraut 1 Esslöffel in einen Topf geben. Mit etwa 250 ml Wasser einmal aufkochen, den Topf vom Herd nehmen und 10 Minuten ziehen lassen, dann das Kraut herausnehmen. Bei Bedarf 1 bis 3 Tassen trinken, bei erwarteten Regelschmerzen möglichst vorbeugend trinken. Der Aufguss wirkt übrigens auch als Kompresse bei Akne lindernd.
Wegerich – breit, spitz oder mittel
Wegerich ist eher unscheinbar, aber ein Held. Das enthaltene Aucubin macht die Pflanze zum natürlichen Antibiotikum. Er wächst bis in den November hinein auf Wiesen, Weiden und oft mitten auf dem Weg. Man erkennt die Blätter an den parallel verlaufenden Blattnerven. Beim Spitzwegerich sind sie schmal und lang und helfen als Tee oder als Tinktur lindernd und schleimlösend gegen Reizhusten, trockenen Hals und Heiserkeit. Der Pflanzensaft aller Wegericharten ist unterwegs eine Soforthilfe bei kleinen Verletzungen, einer Blase oder Insektenstichen und wächst meist in der Nähe, wenn man ihn braucht. Dazu ein Blatt mit den Fingern zerreiben oder noch besser zerkauen und auf die Verletzung legen.
Spitzwegerich-Hustensaft So geht’s: Material: eine reichliche Handvoll frische junge Blätter und Blüten von Spitz- und/oder Breitwegerich (am besten bei Vollmond ernten), Honig, nach Belieben Wacholderbeeren, ein Schraubglas Anleitung: Blätter und Blüten zerkleinern und anwalken, bis der Saft kommt. Abwechselnd in das Glas eine Schicht Blätter mit zertifiziertem Honig vom Imker (oder mit dem Etikett „Echter Deutscher Bienenhonig“) schichten bzw. den Honig darüber gießen, bis alle Blätter bedeckt sind. Nach Belieben ab und an Wacholderbeeren drüberstreuen. Für längere Haltbarkeit kann man (muss man aber nicht) zum Schluss 3 Esslöffel Branntwein darüber geben. An einem warmen Ort 4 bis 6 Wochen ziehen lassen, abseihen und bei Bedarf löffelweise einnehmen – bei Husten, Mund- und Rachenerkrankungen sowie zur Stärkung nach einer Grippe.
Wilde Malve
Rosa, rot, violett bis hin zu blau leuchten an sonnigen Wegrändern, Wiesen oder Böschungen zwischen Juni und September die fünfblättrigen Malvenblüten. Auch die Blätter haben fünf Wölbungen. Isst man eine Blüte, schmeckt man zart die Schleim- und Gerbstoffe, die im zubereiteten Tee die Schleimhaut heilen – bei Erkältungen, Entzündungen im Mund- und Rachenbereich oder Magen-Darm-Problemen. Der Farbstoff Malvin unterstützt die Schleimstoffe in ihrer antientzündlichen Wirkung; Kalium und Magnesium stärken Nerven und Muskeln.
Erkältungstee mit Malvenblüten So geht’s: 1 Teelöffel Blätter und Blüten in 150 ml kaltem Wasser 1 bis 2 Stunden ziehen lassen, danach abseihen. Schlückchenweise trinken, kalt oder lauwarm. Dafür den Auszug vorsichtig im Wasserbad erwärmen. Nicht länger als 3 bis 4 Stunden stehen lassen. Immer frisch zubereiten!
Schafgarbe – „Augenbraue der Venus“
Strahlend weiß oder zartrosa recken sich die Korbblüten auf den Wiesen empor. Die schmalen, länglichen Blätter erinnern an die Form einer Augenbraue. Sie gehört zu den ältesten Heilpflanzen der Welt. Im Kampf um Troja ließ Achilles die Wunden seiner Krieger mit Schafgarbe behandeln, so schildert Homer es in der „Ilias“. Blüten und Blätter werden vorwiegend als Tee eingesetzt – bei krampfigen Menstruations- oder Darmbeschwerden, bei Blähungen und Völlegefühl. Auch bei Schnitten, Quetschungen und Blutergüssen wirkt eine Kompresse mit dem Teeauszug wohltuend, hemmt Entzündungen und stillt Blutungen. Ein Kräutersalz oder Ölauszug aus Blüten und Blättern kann als Speisewürze den Appetit kleiner Nicht-Esser anregen.
Kräutersalz So geht’s: Material: 2 Handvoll Schafgarbenblüten und -blätter, ca. 200 g Salz (frei von Zusätzen), ein Schraubglas, Mörser, ggf. Keramikmesser (für Kräuter besser als Metall) Anleitung: Blüten und Blätter (eventuell) waschen, gut trocknen lassen und klein schneiden. Nach und nach mit einer kleineren Menge Salz die Schafgarbe fein mörsern. Dann alles mit der gesamten Salzmenge vermischen. Das frische Kräutersalz auf Backpapier ausstreichen und 2 bis 3 Tage durchtrocknen lassen. Nach dem Trocknen in ein gut verschließbares Gefäß geben.
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