Neue Körperbilder
Von Eva Jobst
HILFE AUS DEM NETZ
Dünne und superdünne Models prägen seit Jahrzehnten das Schönheitsideal von Mädchen und jungen Frauen. Durch das Internet, in dem heute fast alle Jugendlichen permanent unterwegs sind, wird dieser Trend immer weiter potenziert.
Das ist eine große Gefahr, sagt Professor Dr. Stefan Ehrlich, Experte für Essstörungen an der Medizinischen Fakultät der TU Dresden. Denn Magersucht kann die Folge sein. Sie führt zu Herz- und Kreislaufproblemen, Mangelerscheinungen, Anämie und Osteoporose – oft mit lebensbedrohlichen Auswirkungen.
NEUE SICHT AUF DEN EIGENEN KÖRPER
In der Dresdner Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie behandeln Ehrlich und seine Mitarbeiter junge Menschen, die im Teufelskreis einer Essstörung gefangen sind. Mit verschiedenen Therapieansätzen wird daran gearbeitet, das Selbstbild der Patientinnen neu zu justieren. Die Therapie ist langwierig und schwierig, denn Glaubenssätze wie „Nur wer dünn ist, ist schön und erfolgreich“ sind schwer zu durchbrechen. Professor Ehrlich sagt, für eine neue Sicht auf den eigenen Körper ist es wichtig, Gegenbeispiele zu den superdünnen Vorbildern zu finden. Und da kann – neben der Therapie – wiederum das Internet helfen.
CURVY MODELS EROBERN DEN LAUFSTEG
Denn es gibt eine immer stärker werdende Gegenbewegung zu „superschlank“: Schöne, junge Frauen mit der Konfektionsgröße 42–48. Sie nennen sich „Curvy Models“ (curvy = kurvig) und sind erfolgreich auf internationalen Laufstegen unterwegs. Ein weltweiter Trend, der auch vor Deutschland nicht haltgemacht hat – und den Tatsachen in den Kleiderschränken entspricht. Denn die deutsche Durchschnittsfrau trägt Größe 42. Es sind sehr selbstbewusste Frauen, die dafür werben, sich selbst und die vorhandenen Rundungen so zu akzeptieren, wie sie sind.
Fine Bauer war einmal dünn und wurde als Model entdeckt. Doch mit 57 Kilo bei einer Größe von 1,77 Meter war sie dann immer noch nicht dünn genug für die Agenturen. Sie wurde magersüchtig. Es war ein langer Prozess, bis sie mit Hilfe von Freunden, Familie und Therapeuten zu ihrem Idealkörper fand, zu dem sie nun steht. Mit den Maßen 111 – 86 – 113 und der Konfektionsgröße 44 wird sie heute von vielen Modemarken gebucht. Ihr Credo: „Mittlerweile pfeife ich auf mein Gewicht – das ich übrigens nicht einmal kenne – und fühle mich wohler denn je! Auch im Bikini am Strand! Ich liebe meinen Körper mit jeder Rolle und Delle!“
Julia Kremer, Bloggerin und Model, hat das Motto: „Lerne dich zu lieben, so wie du bist – denn das Leben ist zu kurz, um dein eigener Feind zu sein.“
Angelina Kirsch, ebenfalls sehr erfolgreiches Curvy Model, sagt: „Eine positive Grundeinstellung, Freundlichkeit, Offenheit, Interesse und Humor sind für mich viel wichtiger als irgendeine Zahl, die hinten in meiner Hose steht!“
Zu dieser Einstellung gehört, zu spüren, was der Körper wirklich braucht. Und da spielen sowohl Spaß am Sport als auch eine genussvolle, aber gesunde Ernährung eine bedeutsame Rolle. Denn: Seinen Körper zu akzeptieren heißt nicht, ihn zu vernachlässigen, sondern ihn zu hegen und zu pflegen.
Lerne dich zu lieben, so wie du bist – denn das Leben ist zu kurz, um dein eigener Feind zu sein.
Ähnliche Beiträge, die Sie auch interessieren könnten

Von Jana Olsen
Demokratie kann man nicht früh genug lernen. Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung unterstützt ländliche Gemeinden, die schon die Jüngsten an demokratischen Prozessen beteiligen wollen. Wir haben mit Peggy Eckert, Leiterin […]
Beitrag lesen
Von Tina Pruschmann
Forscher des Leipziger Max-Planck-Instituts konnten zeigen, dass bei Kindern, die später eine Lese-Rechtschreib-Schwäche entwickeln, bereits im Vorschulalter anatomische Unterschiede in den Sprachregionen des Gehirns erkennbar sind. Die Kinderstube hat mit […]
Beitrag lesen
Von Susan Künzel
Durch die Hilfe des Wassers allein lebe ich heute noch und bin guter Dinge“, sagte Sebastian Kneipp, nachdem er seine Lungentuberkulose durch wochenlanges Eisbaden in der Donau kuriert hatte, und […]
Beitrag lesen