
Weil Neugier Wissen schafft
Wie kann man Kinder früh für Wissenschaft und Technik begeistern? Man muss sie zum Staunen bringen und ihre Neugier anregen. Ihnen die Wunder der Natur näher bringen und ihnen einfach […]
Wer ist das eigentlich, dieses Ich? Es gibt viele Arten, sich dieser Frage anzunähern – philosophisch, psychologisch, spirituell, künstlerisch. Oder wissenschaftlich. Und das insbesondere unter dem Aspekt der Vererbung. Was macht mich aus? Wie viel wurde mir schon von meinen Eltern und Vorfahren mitgegeben, welchen Einfluss hat die Umwelt und wie viel bestimme wirklich ich selbst?
Die Beschäftigung mit dem Ich beginnt gegen Ende des zweiten Lebensjahrs, wenn das Kind sich selbst zum ersten Mal im Spiegel erkennt. Noch ein halbes Jahr später spricht es von sich in der Ich-Form. Spätestens dann beginnt die Erkundung des Ichs mit der Unterscheidung von einem Du oder den anderen ganz allgemein. Mit den Jahren nimmt das Vergleichen und Abgrenzen die Gestalt bestimmter Fragen an: Lese ich genau so gern wie Papa oder habe ich meine Kreativität von Mama geerbt? Wieso besteht meine Familie aus Sportmuffeln, obwohl ich ohne Sport gar nicht leben könnte (oder umgekehrt)? Habe ich die Augenfarbe von Oma? Und was hat das alles mit meiner Persönlichkeit zu tun?
Diesen Fragen aus dem Bereich der Vererbung – also der Genetik und dem Spezialaspekt der Epigenetik – geht Clarissa Corrêa da Silva nach. Diesmal nicht vor der Kamera für „Wissen macht Ah!“ oder „Die Sendung mit der Maus“, sondern in einem Sachbuch für Kinder.
Diese Selbstfindungsreise in Buchform hat viele Stationen, es gibt in den insgesamt acht Kapiteln nicht nur viel zu erfahren, sondern auch Raum zum eigenen Gestalten, viele Illustrationen, eingestreute Witze und farbige Extrakästen mit „Randwissen“ oder historischen Randnotizen sowie persönlichen Anekdoten, die den anspruchsvollen Stoff auflockern. In direkter Ansprache und lockerem Plauderton wie man ihn von Clari aus dem Fernsehen kennt, ermutigt sie die junge Leserschaft, sich mit Selbstbewusstsein und Entdeckerfreude, mit Spaß und Staunen der Materie Stück für Stück zu nähern. Das Buch ist ein bisschen wie die Gene selbst: Auch die geben den Rahmen und die Bau- und Betriebsanleitung fürs große Ganze vor. Und innerhalb dieses Rahmens hat man immer noch die Freiheit auszuwählen und Entscheidungen zu treffen – stellvertretend für die Epigenetik sozusagen. Insgesamt ist das alles „wirklich verrückt – aber auch wahnsinnig spannend“.
Nicht zuletzt sind natürlich auch anschauliche Vergleiche hilfreich. Dass Gene und Epigene einander beeinflussen und einander brauchen wie ein Blinder und sein Blindenhund zum Beispiel. (Die Gene geben den Plan vor, und die Epigene lesen ihn und sagen, wo’s lang geht.)
Und dann gibt es ja auch noch die Umwelteinflüsse und die sogenannten Sozialisationsphasen! Diese wechselseitige Beeinflussung von Individuum und Umwelt fällt in den Bereich der Epigenetik, sie gilt als die Verbindung von Umwelteinflüssen und den Genen.
Ganz besonders rasant wirkt sich dieses Wechselspiel dann in der ganz speziellen Phase der Selbstwerdung und inneren Neugestaltung aus – der Pubertät. Wenn auch noch Hormone mitmischen und das Hirn dann „wie Popcorn“ ist und man sich fragt, wer denn nun wirklich das Kommando hat.
Schon alles eine recht komplizierte Angelegenheit. Aber über allem steht das Bekenntnis: „Du bist toll, so wie du bist!“
Clarissa Corrêa da Silva
Mein wunderbares Ich – Was mich ausmacht und welche Rolle die Gene dabei spielen
Illustrationen: Maurizio Onano
Verlag: cbj
ab 10 Jahre