Meer im Marmeladenglas

Von Apothekerin Dr. Anne-Kathrin Habermann

Klarheit im Kopf und auf dem Schreibtisch

Meer im Marmeladenglas

Ich war im Urlaub an der Ostsee. Das war schön. Jetzt sitze ich an meinem Schreibtisch. Vor mir stapeln sich bergeweise Papiere: ungelesene Briefe und viel Arbeit. Innerlich erfassen mich Stress und Unruhe. Ich merke, wie meine Erholung ganz schnell schwindet. Zwischen den Papieren entdecke ich Muscheln, die ich aus den rauschenden Wellen am Strand gefischt habe. Die Muscheln wecken schöne Erinnerungen. Mein Schreibtisch ist ganz schön chaotisch, ich muss mal aufräumen. Wohin mit den Muscheln, die auf dem Schreibtisch verstauben werden?

Wir hatten aus dem Urlaub ein Glas Erdbeermarmelade vom Bauernhof mitgebracht. Das ist jetzt alle. Soll ich das leere Glas wegwerfen? Oder doch als Erinnerung aufheben? Da habe ich eine Idee …

Ich packe meinen schwarz-weiß kuhfleckigen Hühnergott ins gesäuberte Marmeladenglas. Versuche, mir einen Moment lang vorzustellen, wie die Meereswellen jahrein, jahraus ein Loch in den Stein gewaschen haben. Packe ein paar getrocknete, orange leuchtende Sanddornbeeren dazu. Die wuchsen in den Dünen und sind aufgrund des Vitamin-C-Gehaltes sauer, aber auch sehr gesund. Einen Donnerkeil lege ich noch dazu, ein versteinertes Urtier. Vor Millionen Jahren ist es durch den Ozean geschwommen. In Gedanken schwimme ich ein bisschen mit. Nun liegt der versteinerte Rest des Kopffüßers bei mir im Glas. Ich überlege, einen Bernstein hinzuzufügen. Bernsteine entstehen aus dem Harz untergegangener Nadelwälder. Manchmal entdeckt man sogar kleine Insekten als Einschlüsse. Leider habe ich noch nie einen Bernstein mit Einschluss gefunden.
Ich wähle noch einige kalkweiße Muscheln aus und schraube den Deckel des Glases zu. So kann nichts verstauben, es sieht dekorativ aus. Und ich kann ab und an kurz Pause vom Alltag machen, das Glas betrachten und die Wellen rauschen hören.

Nicht zuletzt habe ich Ordnung gemacht und fühle mich entspannter. Ordnung ist wichtig fürs Wohlbefinden. So wichtig, dass es sogar eine Ordnungstherapie gibt. Dabei geht es um mehr als um aufgeräumte Schreibtische: Es geht um ein ausgeglichenes Verhältnis von Arbeit und Freizeit, Anstrengung und Ruhe, Schlafen und Wachsein. Trotzdem kann auch Aufräumen im Kleinen zur Entspannung beitragen. Habt ihr schon eine Idee, was ihr mit euren Urlaubserinnerungen macht?

Ich werde mich jetzt mal dem Papierstapel widmen und weiter Ordnung machen …

Eure Anne-Kathrin

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