Schaukeln - Training für Gleichgewicht und Reaktionsvermögen
Kinder lieben es, zu schaukeln, und es kann gar nicht hoch genug hinaus gehen. Und das ist gut, so nämlich schwingen sie sich von einem Entwicklungsschub zum nächsten. Denn jede […]
Immer mehr Kinder leiden unter Kopfschmerzen. Zwischen 2015 und 2019 stieg die Zahl der Kopfschmerzdiagnosen bei Kindern und Jugendlichen um 44 Prozent an. Je nach Art der Schmerzen helfen Medikamente wie Paracetamol oder Ibuprofen. Es gibt aber auch Kopfschmerzen, bei denen Kinder keine Medikamente brauchen. Hier helfen andere Strategien. Eine davon heißt Ablenkung und Zuwendung.
Warum aber leiden so viele Kinder unter Kopfschmerzen? Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) zitiert eine Befragung unter 1445 Schülerinnen und Schülern an Gymnasien, zwischen 12 und 19 Jahre alt. Im letzten halben Jahr gaben 83,1 Prozent an, mindestens einmal Kopfschmerzen gehabt zu haben. Die Zahlen sind so hoch, dass die DKMG einen eigens produzierten Animationsfilm auf ihrer Webseite verlinkt, in welchem sie die beiden häufigsten Arten – Spannungskopfschmerz und Migräne – erklärt und Strategien dagegen aufzeigt.
Hier kann man den Film auf YouTube anschauen:
Denn so unterschiedlich beide Kopfschmerzarten sind, so unterschiedlich sind auch die Therapien dagegen. Hilft bei einem Spannungskopfschmerz körperliche Bewegung, werden die Migräneschmerzen bei Bewegung sogar stärker.
Migränekopfschmerzen kommen wesentlich seltener vor, allerdings leidet ungefähr jedes zehnte Kind darunter. Schuld daran ist eine Besonderheit des Gehirns bei diesen Kindern. Dort gibt es nämlich eine besondere Art von Nervenzellen, die andere Menschen nicht haben: die Migränenervenzellen. Diese können sich elektrisch aufladen und unvermittelt und heftig wieder entladen. Bei dieser Entladung werden zahlreiche elektrische Signale gesendet und dabei andere Nervenzellen „attackiert“. So können unterschiedliche Symptome als Begleiterscheinung der Migräne ausgelöst werden.
Manche Kinder bekommen bei einer Migräneattacke Heißhunger auf Süßes, oder sie müssen ständig gähnen. Das ist eigentlich schon die erste Stufe der Migräne – die Migränenervenzellen haben sich bereits entladen und befeuern nun das Hunger- oder das Gähnzentrum. Bei manchen Kindern ist das Gehirn stark aufgebläht und legt sich auf das Sehzentrum; dann können sie während einer Migräneattacke nicht mehr richtig sehen. Oder sie sehen Blitze. Je nachdem, welches Zentrum im Körper angegriffen wird, kann es bei manchen Kindern dazu kommen, dass sie bestimmte Gliedmaßen nicht mehr richtig bewegen können, oder dass sie seltsame Sachen riechen oder schmecken. Die Begleitphänomene bezeichnet man als Aura.
Es scheint zunächst seltsam, doch Kinder, die Migräneanfälle haben, gelten als ausdauernde Problemlöser. Sie können sich länger auf Probleme konzentrieren und an deren Lösung arbeiten.
Auch gut zu wissen: Die Attacken hinterlassen keine Schäden, und man kann Migräne auch gut behandeln.
Vorweg: Es gibt keine Medizin gegen Migräne. Die Migränenervenzellen kann man auch nicht wegoperieren. Sie bleiben ein Leben lang im Gehirn. Man kann sie aber schwächen und daran hindern, sich aufzuladen. Das geht am besten, indem man ausreichend schläft, regelmäßig isst und sich viel bewegt. Wer auf diese Weise Stress vermeidet, hat nachweislich weniger Anfälle. Allerdings – weniger bedeutet nicht keine Attacken mehr.
Sobald man merkt, dass sich eine Migräne anbahnt, sollte man Ibuprofen nehmen. Die Dosis sollte zuvor genau mit dem Kinderarzt oder der Ärztin abgeklärt und dann auch unbedingt eingehalten werden. Nach einer halben Stunde sollten die Schmerzen zurückgehen. Wenn das Ibuprofen wirkt, braucht man nicht mehr zwingend ins Bett oder einen verdunkelten Raum. Es genügt eine Pause.
Bei schweren Fällen muss allerdings ein spezielles Migränemedikament eingenommen werden. Dieses Medikament sollten Kinder dann immer als Notfallmedikament bei sich haben, um so früh wie möglich reagieren zu können, wenn sich eine Attacke anbahnt.
Viel häufiger ist bei Kindern der sogenannte Spannungskopfschmerz. Dabei fühlt es sich so an, als ob ein Helm oder ein Ring den Kopf einschnürt. Die Schmerzen sind beidseitig und eher dumpf drückend. Die Zahlen der Kinder, die manchmal unter Spannungskopfschmerzen leiden, steigen von Jahr zu Jahr. Warum das so ist, kann momentan noch nicht eindeutig beantwortet werden. Zwei Erklärungsansätze gibt es: Einerseits könnte es sein, dass Kinder und Eltern sensibler auf Kopfschmerzen reagieren und das Thema öfter in der Kinderarztpraxis ansprechen.
Andererseits leiden Kinder heute sehr unter psychischen Problemen, Leistungsdruck oder Bewegungsmangel. Das alles sind Faktoren, die Kopfschmerzen hervorrufen können.
Wenn der Kopfschmerz eher kurz und selten auftritt, reichen oft Trost, Zuwendung, ein kühles Tuch auf der Stirn oder das Einreiben der Schläfen mit Pfefferminzöl oder Zitronenöl.
Kehren die Schmerzen aber immer wieder, sollte ärztliche Hilfe gesucht werden.
Hilfreich ist in jedem Fall ein sogenanntes Kopfschmerztagebuch. Das hilft Eltern, Kindern und Ärzten, mögliche Ursachen einzugrenzen und therapeutische Ansätze zu finden.
Ebenfalls eine Hilfe ist das Erlernen eines Entspannungsverfahrens, wie die Progressive Muskelrelaxation oder Autogenes Training. Generell gilt: viel Bewegung, ausreichend Schlaf und wenig Stress sind die besten Strategien gegen Schmerzen im Kopf.
Kopfschmerztagebuch
Es gibt verschiedene Vorlagen dazu im Internet. Dieses hier wurde von der Berliner Charité und der AOK entwickelt.
https://www.aok.de/pk/magazin/cms/fileadmin/pk/nordost/pdf/kopfschmerztagebuch.pdf
Kopfschmerzambulanz
Seit Jahren hat die Uniklinik Dresden mit der Kopfschmerzambulanz ein ganzheitliches Therapiekonzept für betroffene Familien entwickelt, das biologische, psychische und soziale Faktoren bei Kindern einbezieht. Im Einzelnen geht es um medikamentenfreie Ansätze wie Bewegung, Ausdauersport und Stressreduktion, Gespräche in Gruppen mit sechs bis acht Kindern. Bei akutem Migränekopfschmerz besprechen die Ärzte auch die Gabe von Medikamenten. Die Eltern werden ebenfalls in die Sitzungen einbezogen. Das Universitätsklinikum Dresden baut mit der Krankenkasse AOK Plus das Therapieangebot für Kopfschmerz bei Kindern und Jugendlichen sachsenweit aus.
Ein erster Standort soll in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Städtischen Klinikums Görlitz öffnen, Chemnitz und Leipzig sollen folgen.
www.uniklinikum-dresden.de