Neue Körperbilder
HILFE AUS DEM NETZ Dünne und superdünne Models prägen seit Jahrzehnten das Schönheitsideal von Mädchen und jungen Frauen. Durch das Internet, in dem heute fast alle Jugendlichen permanent unterwegs sind, […]
In Dresden gibt es ein neues Highlight der Wissenschaftsvermittlung – Quantenphysik zum Anfassen für Kinder und Jugendliche. Zusammen mit dem Exzellenzcluster ct.qmat der Universitäten Würzburg und Dresden sowie den Technischen Sammlungen und gefördert vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus ist ein Erlebnisraum entstanden, der jungen Erwachsenen die Quantenphysik näherbringen soll.
Wer hat die Katze gesehen? Sie hört auf den Namen „Q“, lebt in einer kleinen Wohnung im oberen Stockwerk der Technischen Sammlungen Dresden und liebt es, Gäste zu empfangen. Das Problem: Sie ist halbtot. Wie kann das sein?
Das herauszufinden ist die Aufgabe der Kinder und Jugendlichen im neuen Escape-Room Katze Q. Dazu geht es in die kleine Katzenwohnung und dort wird gruppenweise in vier verschiedenen Teams gespielt. Heute ist eine Gruppe der Universitätsschule Dresden da – gemischtes Alter, so 7. und 8. Klasse ungefähr. Manche kommen, weil sie Katzen lieben. Manche hat das Versprechen auf den Escape-Room gelockt. Alle wollen Spaß haben.
Es gibt erkennbar befreundete Gruppen, die sich nah aneinander kuscheln – „Lass uns zusammen in ein Team gehen“, wird geflüstert. Manche halten sich gar an den Händen, damit sie ja nicht getrennt werden. Doch eben solche eingeschworenen Gemeinschaften aufzubrechen und neue Gruppierungen zu formen, ist Teil des pädagogischen Experiments.
Damit sich die Teams auch gut mischen, beginnt die Einteilung gleich mit einem quantenphysikalischen Zufall; eine Hand wird auf den Bildschirm gelegt, das Ergebnis bestimmt darüber, wer in welchem Raum das Spiel beginnt. Bad, Flur, Wohnraum, Küche – pro Raum ein Team. Die Jugendlichen sind sichtlich überrascht und müssen sich erst einmal an ihre zufällige Bezugsgruppe gewöhnen. Dann geht es in die kleine Katzenwohnung.
Tatzenförmige Markierungen weisen den Weg. Bevor das Spiel richtig beginnt, hat der Guide seinen Auftritt. Er verrät, worum es hier eigentlich geht: Nicht der Katze nachjagen, sondern die verborgenen Rätsel finden. Weil jede Lösung die Katze ein Stückchen mehr aus ihrem halbtoten Zustand rettet. Dann gibt es nur noch die vier verschiedenen Räume und ein paar Schalter oder Hebel, Blaulichtlampen, versteckte Knöpfe im Schrank oder überdimensionale Computerchips in einer Schüssel auf dem Küchentisch. Für die Spielenden erschließt sich die Aufgabenstellung mal mehr, mal weniger gut. Manche Teams gehen planvoll strukturiert vor, andere drücken einfach wild verschiedene Knöpfe, und am Ende leuchtet ein Licht – das Zeichen, dass die Aufgabe gelöst ist. Hm. Was war das jetzt? Schulterzucken. Egal, es macht Spaß, also auf zum nächsten Rätsel. Und genau darum geht es – nicht das Durchdringen der Experimente der Quantenphysik ist das Ziel, sondern eine Art Brücke zur Wissenschaft soll da gebaut werden. So nach dem Motto: Schaut euch das mal an – selbst Quantenphysik kann Spaß machen. Das Wissenschaftsland Sachsen möchte hier neuen Nachwuchs heranziehen, und auch Mädchen sollen die Scheu vor Physik verlieren.
Hinter den einzelnen Aufgaben aber stehen Prinzipien der Quantenphysik. Daher auch die Wohnung der Katze – in Anlehnung an ein berühmtes Gedankenexperiment der Quantenphysik mit einer Katze in einer Kiste.
Bei diesem Gedankenexperiment des Physikers Erwin Schrödinger befinden sich eine Katze und eine kleine Menge einer radioaktiven Substanz in einer geschlossenen Kiste. Zerfällt nur ein Atom dieser Substanz, wird ein Mechanismus in Gang gesetzt, der bewirkt, dass Gift austritt und die Katze stirbt. Zerfällt keines, bleibt die Katze am Leben. Da die Kiste verschlossen ist, weiß niemand, was darin gerade passiert. In der Beobachtung von außen kann die Katze ebenso tot sein oder lebendig, ihre Daseinszustände überlagern sich.
Das allein ist schon ziemlich verwirrend, für normale Menschen ohnehin, für Vertreter der klassischen Physik aber ebenso. Da in der Quantenphysik gleichzeitig alles und nichts möglich ist, sind die sonst gültigen physikalischen Prinzipien außer Kraft gesetzt. Da ist es doch irgendwie tröstlich, wenn der Physiker Richard Feynman feststellt: „Ich glaube mit Sicherheit sagen zu können, dass niemand die Quantenmechanik versteht!“ Doch auch, was man nicht versteht, kann Spaß machen, und auch absichtslose Lösungen führen zu Erkenntnis.
In der Küche werden elektronische Computerchips zu einem Ring zusammengefügt. Der wiederum gibt Zeichen frei, die zum Kühlschrank führen, und (um nicht schon gleich alles zu verraten, lassen wir einen wichtigen Zwischenschritt jetzt mal weg) am Ende wird sich eine verborgene Tür öffnen. Dort erfahren die Spielenden dann mehr über die Vorzüge kalter Chips. Denn wenn Handy oder Computer überhitzt sind, geht erstmal gar nichts mehr. Mit den Chips aus den neuen Quantenmaterialien kann das nicht passieren, die bleiben kühl und sparen so auch noch Energie. So ergeben sich ganz ungezwungen neue Erkenntnisse.
Die Wohnung der Katze Q ist ein Entdeckungsparcours, der sich mit allen Sinnen erleben lässt. Das Projekt wurde mit einem Game Designer entwickelt und eignet sich für Schulklassen wie auch für Familien. Wissenschaft mit dem Gamification-Ansatz zu verbinden, ist ein ganz neues Konzept, um Wissenschaft quasi wie nebenbei zu vermitteln.
Das Katze-Q-Lexikon „Kittypedia to go” liefert Hintergrundwissen zum Mitnehmen, eine App zum Thema gibt es auch. Die App war übrigens die Ideengeberin für die Katzenwohnung. In dieser App werden Rätsel aus der Quantenphysik gelöst, und mehr als eine halbe Million Downloads sprechen für großes Interesse an der Katze Q.
Und die Jugendlichen aus der Universitätsschule? Was nehmen sie mit? Wie bewerten sie das Erlebte auf einer Skala von eins bis zehn? Viele geben zehn von zehn, nur zwei Mädchen vergeben nicht mehr als drei oder vier Punkte. Warum? „Katzen sind meine Lieblingstiere, deshalb bin ich mitgekommen, aber so richtig geht es hier nicht um Katzen.“ Und ihre Freundin ergänzt: „Unter einem Escape-Room stelle ich mir etwas anderes vor. Ich habe schon ein paar besucht. Das ist gar kein Escape-Room.“
Diese Kritik scheint berechtigt, ein Escape-Room im klassischen Sinne von Gefahr und Abenteuer ist die Katzenwohnung nicht. Was Katze Q hingegen bietet: eine Stunde spielerische Auseinandersetzung mit hoch komplexen Dingen aus der Quantenphysik und dazu eine Menge Spaß. Nicht nur für Kinder und Jugendliche aus Dresden ein Muss!