Die dicke Überraschung aus dem Limoglas
Würden Sie Ihrem Kind neun Würfel Zucker zu essen geben? Die Frage hört sich absurd an, aber eine solche Zuckermenge steckt bereits in einem Glas Cola. Warum Erfrischungsgetränke echte Kalorienfallen […]
Feuer machen, Äpfel braten, Spuren lesen oder Papier schöpfen, Kräuterlimo mixen, am Kamin den Märchen lauschen – sehr vielfältig sind die Angebote im Landwirtschaftsschulheim in Dreiskau-Muckern. Kindergruppen aus Grundschule, Kindergarten, Chor oder Sportverein erleben hier Natur, bäuerliche Traditionen, Trainingsmöglichkeiten und außergewöhnlichen Sachkundeunterricht.
Das kleine Dorf Dreiskau-Muckern liegt eingebettet in sanftes Grün etwa zwanzig Kilometer südlich von Leipzig. Der nahe gelegene Störmthaler See ist ebenso einladend wie die liebevoll sanierten Fachwerkhäuser und Dreiseithöfe im Ort. Die historische Dorfstruktur ist erhalten geblieben, was der krassen jüngeren Geschichte zu verdanken ist: Das Dorf sollte für die Braunkohle weggebaggert werden, weshalb schon in den Achtzigerjahren die meisten Menschen wegzogen. 1993 fiel dann doch die Entscheidung für den Erhalt des „Geisterdorfes“. Es wurde unter Denkmalschutz gestellt, und bis in die Mitte der Neunzigerjahre wurden nahezu alle Grundstücke des Dorfes an Privatleute verkauft, die den alten Gebäuden neues Leben einhauchten. So auch dem Rittergutshof, in dem heute das ökologische Landwirtschaftsschulheim Geschichte erzählt und Wissen vermittelt.
Im Dorf und im Landschulheim gibt es viele attraktive Möglichkeiten, Wissen in direktem Kontakt mit der Natur, mit Tieren, mit alten Techniken zu entdecken oder mal an ungewohnte Lernorte zu wandern. Die Angebote sind breit gefächert – von Exkursionen über Werkstattarbeit bis zu Kunstprojekten.
„Das Haus versteht sich als sozialer Ort“, sagt Leiterin Anita Hönsch und empfiehlt „all die Möglichkeiten mit Zeit und Ruhe zu entdecken“. Sie ist glücklich über die tolle Zusammenarbeit mit einer Vielzahl von engagierten Anbietern. „Es ist großartig, dass sich in den letzten Jahren viele junge Menschen im Naturerlebnisbereich weitergebildet haben.“ Und die Nachfrage ist riesig: „Der Ausflug mit dem Förster ist oft schon gar nicht mehr möglich.“ Ihre Erfahrungen zeigen allerdings auch, dass ein vollgepacktes Programm mit „Rund-um-die-Uhr-Beschäftigung“ den Ausflüglern oft gar nicht so guttut. Die Kinder lieben das Schnitzen, Feuermachen und Spurenlesen, vor allem aber stromern sie gern auch einfach herum. Sie brauchen Zeit und Raum zum selbstständigen Tun und zum „Verdauen“ des Erlebten. Die Seele baumeln lassen zu können, gehört also unverzichtbar dazu.
Ganz früher lebten im Erdgeschoss Tiere, oben drüber die Bauersleute. Heute bietet das Haus etwa siebzig kleinen Gästen Platz, je nach Gruppengröße sind zwei, manchmal drei Kindergruppen im Haus, und zwar vom Kindergartenalter bis etwa zur 5. Klasse. „Vor allem jüngere Kinder freuen sich über diese überschaubare Wohlfühlgröße unseres Hauses“, betont Anita Hönsch, „sie sind hier nahezu unter sich und werden auf dem Gelände nicht von Zehntklässlern dominiert.“
In den Zimmern stehen zwei bis acht Betten, es gibt einen Aufzug und eine behindertengerechte Ausstattung. Es wird selbst gekocht. Es gibt einen Seminarraum, einen Werkraum und eine große Bauernküche, wo sich Kinder mit ihren Betreuern auch in Eigenregie verwirklichen können. Gemeinschaftsräume mit Klavier und Instrumenten sowie die sechshundert Quadratmeter große Mehrzweckhalle nebenan werden insbesondere von Chören und Sportgruppen geschätzt.
Es gibt reichlich Platz ums Haus, wo die Kinder toben, Fußball spielen, Schafe und Ziegen streicheln und abends Lagerfeuer machen können. Draußen kann man im Rahmen geführter Projekte Bäume an ihrer Wuchsform erkennen lernen, Kräuter schmecken, Steinarten bestimmen, mit dem Kompass den Weg finden, mit der Lupe Bodenlebewesen entdecken und sogar das Leben in der Wildnis ausprobieren. Eine Imkerin oder der Feuerwehrmann erzählen den Kindern anschaulich von ihrem Wissen und Wirken. Man kann die Umgebung gut zu Fuß erkunden, zum Störmthaler See wandern oder zum Bergbautechnikpark. Auch ein Kletterpark oder ein Modellbahnpark sind gut erreichbar.
Zum ruhigeren Ausgleich oder in der kälteren Jahreszeit wird drinnen gewerkelt. Da kann man filzen, Papier schöpfen, Geschenke basteln, Kosmetik herstellen, Körbe flechten oder upcyceln, also Neues aus Altem geschaffen. Die Kinder können selbst Klanghölzer herstellen und Musikstunden mit verschiedensten Instrumenten im Haus erleben. Oder auch mal abhängen und einen Film gucken.
„Viele Gruppen kommen nur noch halbe Wochen“, stellt Anita Hönisch fest. Nach dem Ankommen ist es für die Kleinen aufregend, selbst das Bett zu beziehen. Gestärkt nach einem selbst gekochten und meist vegetarischen Mittagessen, hilft eine Schulheim-Rallye sich zurechtzufinden und die unmittelbare Umgebung zu erkunden. Danach folgt der erste Programmpunkt. Der zweite Tag ist meist vollgepackt mit Aktionen. Am dritten Tag muss das Bett schon wieder abgezogen werden, denn da geht es bereits nach Hause. „Für Kinder mit Heimweh mag eine solch kurze Zeitspanne gut sein. Viele Kinder kommen allerdings gar nicht richtig hier an. Eine ganze Woche gäbe mehr Wohlfühlmomente und Lerneffekte“, resümiert die Leiterin.
Das hübsche Landschulheim ist gut besucht. „Manchmal würde ich es am liebsten mit Bauklötzen vergrößern“, schmunzelt Anita Hönsch. Insbesondere die Lieblingsmonate Mai und Juni sind bereits für zwei Jahre ausgebucht.
Noch zu haben und sehr zu empfehlen ist eine Herbst- oder Winterfahrt ins Landschulheim. „Draußen zu sein und wieder reinzukommen, wirklich anzukommen – das hat eine besondere Qualität“, empfiehlt die erfahrene Heimleiterin. Auch in der Kälte kann man draußen aufregende Sachen erleben. Drinnen wird dann der Kamin angemacht. Es werden Geschichten erzählt, Märchen gelesen, Weihnachtsgeschenke gebastelt. Man kann auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen.
Für November bis März gibt es noch viele Möglichkeiten. Die Erzieher oder Klassenleiterinnen können aus verschiedenen Angeboten Programmpunkte auswählen, samt Alternativen dazu. Darauf aufbauend entwickelt das Landschulheim einen genauen Ablaufplan, je nachdem, wie die externen Anbieter zur Verfügung stehen – für einen gleichermaßen spannenden wie entspannten Ausflug aufs Land.
Ökologisches Landwirtschaftsschulheim Dreiskau-Muckern
Rittergutshof 7, 04463 Großpösna / OT Dreiskau-Muckern
Ansprechpartner: Anita Hönsch
Tel: 034206-68974
E-Mail: oekola@web.de
www.oekola7.de