Wie ein Fisch im Wasser

Von Claudia Hempel
gelber Schwimmring im Pool

Sicher schwimmen, Leben schützen
Sommerzeit ist Badezeit, und die Ferien oder der Familienurlaub sind eine gute Gelegenheit, die ersten Schritte zu tun. Wenn man es kann, sieht es sehr leicht aus. Aber schwimmen zu lernen ist gar nicht so einfach und bis man wirklich sicher schwimmen kann – also mindestens fünfzehn Minuten ohne Unterbrechung –, dauert es eine Weile. Die Kinderstube taucht ab ins Wasser und erklärt Zug um Zug, wie das mit dem Schwimmen lernen geht.

Wichtig ist, dass die Kinder Spaß daran haben. Deshalb sind spielerische Übungen ein guter Anfang, um den Kleinen oder auch schon etwas Größeren ein Gefühl für das Wasser zu vermitteln. Denn erst, wenn Kinder sich daran gewöhnt haben, fällt es ihnen später leicht, ihren Körper im nassen Element zu koordinieren.

Kleine Atemübungen für den Anfang

Unter Wasser ausatmen oder die Luft anhalten zu können, ist beim Schwimmen unverzichtbar. Doch auch das muss erlernt werden, Schritt für Schritt.

  1. Nasse Post. Nicht stille Post, sondern nasse Post, denn hier wird unter Wasser geredet. Lassen Sie Ihr Kind mit dem Mund ins Wasser tauchen (die Nase bleibt draußen!) und blubbern. Blubbern Sie mit und machen ein Wortratespiel. Sprechen Sie ein Wort im Wasser, und das Kind muss raten, was gesagt wurde. Dann ist Ihr Kind dran und Sie raten. Mit diesem Spiel lernen Kinder, gegen den Widerstand des Wassers auszuatmen. In einem nächsten Schritt kann dann auch die Nase mit unter die Wasseroberfläche und am Ende vielleicht der ganze Kopf.
  2. Schubkarre. Nehmen Sie einen Gegenstand, der auf dem Wasser treibt – einen Stock, einen Tischtennisball oder einen Schwimmring. Lassen Sie ihr Kind diesen Gegenstand mit der Nase über das Wasser schieben.
  3. Ringtauchen. Formen Sie mit beiden Armen einen Ring vor ihrem Körper. Legen Sie die Arme auf die Wasseroberfläche. Ihr Kind soll nun versuchen, in der Mitte des Ringes aufzutauchen.
  4. Schatzsuche. Legen Sie einen bunten Gegenstand auf dem Boden des Pools oder des Sees ab – das kann ein Spielzeugauto oder ein Gummitier sein. Das Kind soll nach diesem Gegenstand tauchen. Zu Beginn sollte das Wasser für das Kind schultertief sein. Bei diesem Spiel lernt das Kind, nun auch noch die Augen unter Wasser zu öffnen.
Junge taucht nach Gegenständen (© DLRG)
Schatzsuche (© DLRG)
Sich dem Auftrieb anvertrauen

Auch das Schweben und Gleiten im Wasser gehören zu den Grundlagen des Schwimmens, die man gut spielerisch üben kann.

  1. Schlepptau. Ihr Kind liegt – Gesicht nach oben – auf der Wasseroberfläche. Sie ziehen es durch das Wasser. Anfangs können Sie dem Kind noch unter die Arme greifen. Mit etwas Übung fassen Sie das Kind an den Füßen an. Wechseln Sie öfter mal die Richtung, bauen Sie viele Kurven ein.
  2. Motorboot. Ihr Kind bekommt ein Schwimmbrett oder einen Ball. Es hält diesen Gegenstand mit den Händen fest, die Arme sind ausgestreckt. Das Kind liegt auf dem Bauch im Wasser und paddelt mit den Beinen. So bewegt es den Gegenstand vorwärts.
  3. Gleitsprung. Das Wasser ist bauchtief. Ihr Kind geht in die Hocke und stößt sich mit beiden Füßen kräftig vom Boden ab. Die Arme werden nach vorn gestreckt. Ziel ist es, so lange wie möglich auf dem Wasser zu gleiten. Sie können auch eine Ziellinie bestimmen. Schafft es das Kind bis zur Ziellinie oder gar weiter?

Schwimmen lernen – welche Schwimmart zuerst?

Traditionell lernen Kinder hierzulande als Erstes das Brustschwimmen. Doch in anderen Ländern ist es seit Jahrzehnten üblich, mit dem Kraul- oder Rückenschwimmen anzufangen.

Das Brustschwimmen nämlich ist von den Bewegungsabläufen her recht komplex und damit auch schwerer zu erlernen. Insbesondere, wenn es die Eltern sind, die dem Kind das Schwimmen beibringen, ist es durchaus sinnvoll, mit dem Rücken- oder Kraulschwimmen zu beginnen. So stellen sich schneller Erfolgserlebnisse ein, und damit steigt beim Kind die Motivation, auch andere Schwimmarten zu erlernen.

Idealerweise beginnt man mit dem Rückenschwimmen und Kraulschwimmen parallel. Die Bewegungsabläufe sind fast identisch, und es gibt nur ganz kleine Einschränkungen. Beim Rückenschwimmen verliert man schnell die Orientierung und sieht nicht, wohin man schwimmt. Beim Kraulschwimmen ist es wichtig, die Atmung gut zu trainieren. Daher übt man am besten als Erstes das Drehen im Wasser, das ermöglicht ein schnelles Wechseln zwischen Rückenlage (ungehindertes Atmen) und Brustlage (bessere Orientierung).

Drehen üben – das Motorboot:

Das Kind legt sich auf den Rücken und macht paddelnde Bewegungen mit den Beinen – aus dieser Position heraus wird die Drehung geübt. Die Beine paddeln weiter – die Arme werden nach vorn gestreckt.

Im nächsten Schritt nimmt man das Kraulen der Arme hinzu. Wichtig ist: Die Arme bleiben gestreckt und werden so nah wie möglich am Kopf geführt.

Und wieder wird im Wasser gedreht.

Wichtig: Üben Sie nur so lange mit Ihrem Kind, wie es ihm Spaß macht. Der Spaß ist die größte Motivation. Denken Sie daran: Schwimmen lernen ist wie Fahrradfahren lernen. Am Anfang ist es kompliziert, doch sobald man den Bewegungsablauf erlernt hat, bleibt diese Fähigkeit ein Leben lang erhalten!

Sichere Bank: Schwimmkurse

Eine von der DLRG (Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft e.V.) in Auftrag gegebene Forsa-Umfrage lässt mit alarmierenden Zahlen aufhorchen: 59 Prozent der Zehnjährigen können nicht sicher schwimmen! Vor 30 Jahren sah das noch ganz anders aus. Da konnten rund 90 Prozent sicher schwimmen, was unter Umständen lebensrettend sein kann.

Schwimmabzeichen Seepferdchen (© DLRG)
Schwimmabzeichen Seepferdchen (© DLRG)

Die DLRG bietet deutschlandweit Schwimmausbildungen in jeder Alters- und Leistungsklasse an – also sowohl für Kinder wie für Erwachsene. Aber auch örtliche Schwimmbäder und Schwimmhallen, das DRK oder private Schwimmschulen sind Anbieter. Das erste Abzeichen, das man erwerben kann, ist meist das „Seepferdchen“, das vor allem kleinere Kinder motiviert, sich dem Wasser anzuvertrauen. Aber Vorsicht, das Seepferdchen ist kein Garant dafür, dass jemand sicher schwimmen kann. Erst das Deutsche Schwimmabzeichen Bronze (Freischwimmer) bescheinigt, dass man über mindestens 15 Minuten eine bestimmte Strecke in verschiedenen Schwimmarten zurückgelegt hat; tauchen und Kopfsprung inklusive. Am besten gelingt das, wenn man einen entsprechenden Schwimmkurs belegt. Üben, üben und nochmals üben gilt auch für ausreichende Fitness im Wasser.  

Detaillierte Informationen
Ab wann, wie lange dauert es, wie am besten? Antworten auf diese Fragen und Einzelheiten zu den Abzeichen gibt es hier:
Schwimmen lernen | DLRG DLRG Bundesverband
www.dlrg.de

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