Fettleibigkeit ist ein lange unterschätzter Krebsrisikofaktor. Jedes Jahr erkranken etwa 30.000 Deutsche bedingt durch ihr Übergewicht an Krebs. Und das Übergewicht beginnt leider oft schon in der Kindheit und wird ein Leben lang mitgeschleppt.
Viele Deutsche haben viel zu tragen: Etwa zwei Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen tragen zu viel Gewicht mit sich herum. Ein Viertel der Erwachsenen ist adipös, also fettleibig. Bereits Kinder und Jugendliche sind häufig zu dick: Von den 2- bis 17-Jährigen sind fast 15 Prozent übergewichtig und 6 Prozent adipös.
VIELE PFUNDE MACHEN VIELE PROBLEME
Übergewicht birgt so einige Risiken für die Gesundheit. Da drohen Bluthochdruck und Diabetes, Rücken und Knieprobleme, soziale Ausgrenzung und Mobbing, was wiederum psychische Probleme nach sich ziehen kann. Schon zu Kinderzeiten. Und es hört später nicht auf, denn über 60 Prozent der Kinder, die vor der Pubertät zu schwer sind, sind es auch als Erwachsene und damit anfällig für Krankheiten. Auch für Krebs. Inzwischen steht Übergewicht zusammen mit ungesunden Ernährungsgewohnheiten ganz weit oben – gleich hinter dem Rauchen – auf der Liste der Risiken für Krebserkrankungen, die eigentlich vermeidbar wären.
Die Zusammenhänge zwischen Übergewicht und bestimmten Krebserkrankungen wurden schon vor fast 20 Jahren erkannt.
Neuere Studien belegen das und erweitern den gefährlichen Kanon: Neben Darm, Speiseröhre, Nieren, Gebärmutter und Brust (in und nach den Wechseljahren) erkranken auch Leber, Bauchspeicheldrüse, Gallenblase, Eierstöcke, Mageneingang, Schilddrüse, Hirnhaut und das Lymphsystem bei dicken Menschen häufiger an Krebs. Je stärker ausgeprägt die Fettleibigkeit ist, desto höher ist auch das Krebsrisiko.
60 % der Kinder, die vor der Pubertät zu schwer sind, sind es auch als Erwachsene.
GUTE GEWOHNHEITEN
Auch wenn manche Krebsarten erst später auftreten, die Weichen dafür werden in der Kindheit gestellt. Da prägen sich die Gewohnheiten ein: Vertreibe ich Schulstress mit Sport oder mit Chips? Suche ich Action im Freien oder im Fernsehen? Gibt’s als Nachmittagssnack Nüsse oder Nussnugatcreme? Entscheidet sich das Kind immer wieder für die bewegungsärmere und kalorienreichere Variante, entscheiden sich die Kilos zu bleiben.
Die Anzahl der Fettzellen wird bis etwa zum 8. oder 9. Lebensjahr festgelegt. Und sie werden im Erwachsenenalter beibehalten. Später das Gewicht zu reduzieren ist deutlich schwerer, als die Pfunde gar nicht erst anzusammeln. Normalgewicht zu halten, ist eine gute Krebsvorbeugung.
AUCH KLEINE ERFOLGE SIND ERFOLGE
Besteht bereits Übergewicht oder Adipositas, ist jedes verlorene Kilo gewonnene Gesundheit. Auch eine kleine Gewichtsabnahme, auch schon 5 bis 10 Prozent weniger Körpergewicht, verbessert den Stoffwechsel und senkt das Risiko für Folgeerkrankungen, auch das für Krebs.
Besonders hilfreich ist es, Sport zu treiben. Körperliche Aktivität verringert das Gewicht und wirkt sofort und direkt positiv auf den Stoffwechsel. Und weniger Körperfett aktiviert das Immunsystem: Abnehmen ist quasi Krebsabwehr.
AM BESTEN KEINE PFUNDE SAMMELN
Eltern und Großeltern, Erzieher und Lehrer sollten ein Auge auf die Pfunde haben. Auf die eigenen. Aber vor allem auch auf die der Kinder. Dass sie sich gar nicht erst ansammeln. Oder dass überflüssige beizeiten abtrainiert werden.
Vieles kann man den Kindern gut vorleben: Entdecken wir doch mal den Wald neu statt einer neuen TV-Serie! Lieber ein neues Level beim Kinder-Yoga schaffen statt beim Computerspiel! Nehmen wir mal die Treppe statt des Fahrstuhls, lieber einen Apfel statt ein Eis!
Wird in der Familie gemeinsam und genüsslich die Mahlzeit zelebriert, ist Slow Food vielleicht bald cooler als Fast Food. Werden Essensportionen in den Schulen altersgerecht und sparsamer portioniert, landet weniger auf der Hüfte und auch weniger im Müll. Kennen Kinder den Wert guten Essens, werden sie auch für die Zubereitung Energie aufbringen, also zum Beispiel kochen lernen. Zahlreiche Krebsfälle lassen sich verhindern, wenn Übergewicht erfolgreich bekämpft wird oder am besten erst gar nicht entsteht.
FETTGEWEBE LÄSST ZELLEN WACHSEN Dass dickere Menschen für diese Krebsarten anfälliger sind, begründet sich im Fettgewebe, denn das …
… produziert spezielle Hormone. Einige davon fördern das Wachstum von Zellen, somit auch das von Krebszellen. Mehr Fettgewebe bedeutet mehr Hormone und damit mehr Zellwachstum. So kann ein im Fettgewebe produzierter Überschuss des Sexualhormons Östrogen mit ursächlich sein für Brust- und Gebärmutterkrebs. Andere, ebenfalls im Fettgewebe produzierte Hormone können das Zellwachstum hingegen bremsen und somit krebsvorbeugend wirken. Doch leider sind diese bei mehr Fettgewebe in geringeren Mengen vorhanden.
… erhöht den Blutzuckerspiegel. Bei hoher Körperfettmasse zirkuliert (meist dauerhaft) mehr vom eigentlich regulierenden Hormon Insulin im Blut, welches ebenfalls das Zellwachstum begünstigt. Durch diesen hohen Insulinspiegel kann es für adipöse Menschen auch schwieriger werden, eine Krebserkrankung zu überstehen als für normalgewichtige Erkrankte.
… sorgt für chronische Entzündungen. Mehr als die Pölsterchen an Po und Beinen machen die am Bauch Probleme. Besonders das Bauchfett verändert den Stoffwechsel und setzt Botenstoffe frei, die zu Entzündungen führen. Und die gelten ebenfalls als Krebsbeschleuniger.
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