Heilmittel Honig – für Babys eine Gefahr

Von Eva Jobst
Glas Honig

Als Baby bekam ich, inzwischen mehrfache Oma, von meinen Eltern immer einen „Honig-Nuppie“, wenn ich weinte: Schnuller ins Honigglas getunkt und dann ab in den Mund. Ich soll das sehr genossen haben. Wie gefährlich das sein kann, war damals noch nicht bekannt …

Inzwischen wissen wir zum Glück mehr!

Ja, Honig ist ein sehr wertvolles Lebensmittel. Er liefert Aminosäuren, antibakteriell wirkende und verdauungsfördernde Enzyme sowie Antioxidantien. Honig besteht zu etwa 80 Prozent aus Zucker. Der ist aber gesünder als der so genannte „Industriezucker“, denn es handelt sich um Einfachzucker wie Traubenzucker (Glukose) oder Fruchtzucker (Fruktose).
Der Fruchtzucker wird nur langsam aus dem Darm aufgenommen. Deshalb sind fruktosereiche Honigsorten wie Akazie oder Robinie auch für Diabetiker geeignet. Der Fruchtzucker hat zudem eine schleimbildende Wirkung, was sich schützend auf Magen- und Darmschleimwände auswirkt.
Darüber hinaus enthält Honig Vitamine in geringen Mengen wie B1, B2, B5 (Pantothensäure) B6, B9 (Folsäure), Vitamin C und H (Biotin) sowie Mineralien und entzündungshemmende Flavonoide, also sekundäre Pflanzenstoffe. Außerdem punktet Honig mit antibakteriell wirkendem Wasserstoffperoxid.

SEIT JAHRTAUSENDEN GILT HONIG ALS WAHRES WUNDERMITTEL

Schon die alten Ägypter, Griechen und Römer priesen den Honig, und zwar als Hilfe gegen das Altern, ja sogar als Liebestrank.
Milch mit Honig beruhigt kratzende Hälse und fördert das Einschlafen.  Das Naturprodukt wirkt entzündungshemmend und lindert Verdauungsstörungen.
Kein Wunder also, dass es bei Erkrankungen als Heilmittel genutzt wird.

HONIG – HOCHGESCHÄTZT, ABER NICHTS FÜR BABYS

Trotz aller heilsamen Eigenschaften ist Honig nichts für Babys, denn er kann ein Bakterium enthalten, das für Kinder unter einem Jahr lebensgefährlich ist: Clostridium botulinum.
Sporen dieses Keims können den Honig verunreinigen – auch bei sorgfältigster Arbeit der Imker. Als Quelle kommen Pollen, der Verdauungstrakt der Honigbiene, Staub, Luft, Erde und Nektar oder gegebenenfalls Futterstoffe für Bienen in Betracht.

Professor Dr. Dr. Berthold Koletzko, Stoffwechselspezialist der Universitätskinderklinik München und Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit sagt dazu:
„Im Magen-Darm-Trakt gesunder Kinder und Erwachsener leben rund 100 Billionen Bakterien. Diese sogenannte Darmflora bildet das größte Immunsystem im Organismus, das als Zentralorgan der Gesundheit über unser Wohl wacht. Die Darmflora eines Babys und auch die Immunabwehr sind jedoch in den ersten Lebensmonaten noch nicht vollständig entwickelt.“

SÄUGLINGSBOTULISMUS KANN LEBENSGEFÄHRLICH SEIN

Daher kann Clostridium botulinum den sogenannten Säuglingsbotulismus auslösen. Die Inkubationszeit liegt bei ungefähr zehn Tagen. Zu den Symptomen gehören Trinkschwäche, Schluckstörungen, Verstopfung oder Muskelschwäche. Die betroffenen Babys können den Kopf kaum halten und haben Schwierigkeiten beim Atmen. Ein sofortiger Arztbesuch ist unumgänglich! Im schlimmsten Fall müssen betroffene Kinder sogar beatmet werden.

SÜßES IST GENERELL NICHTS FÜR BABYS

Unabhängig von dieser Gefahr gibt es noch ein weiteres Argument gegen Honig und auch andere zuckerhaltige Lebensmittel im ersten Lebensjahr: Kinder, die sehr früh Süßes bekommen, verändern ihre Geschmackswahrnehmung nachhaltig.
Das beeinflusst das spätere Essverhalten. Ein gesundes Kind wird später noch ausgiebig genug Gelegenheit haben, Honig und andere Leckereien zu probieren.

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