Vegan, vegetarisch oder omnivor – welche Ernährung ist für Kinder die beste?
Von Susan Künzel
Omnivor, noch nie gehört? Direkt übersetzt heißt das „Allesfresser“, auf uns Menschen bezogen spricht man üblicherweise von Mischkost, bei der auch tierische Produkte einen Platz haben. Doch vegetarische oder vegane Ernährungsformen liegen im Trend. Auch Kinder und Jugendliche wollen die Tiere oder die Umwelt schonen und die Gesundheit stärken. Aber sind Heranwachsende bei Fleischverzicht ausreichend versorgt? Eine neuere Studie hat bei Kindern zwischen 6 und 18 Jahren Vor- und Nachteile von veganer, vegetarischer und Mischkost untersucht.
ERNÄHRUNGSFORMEN IM VeChi-CHECK
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung veröffentlichte in ihrem 14. Ernährungsbericht aus dem Jahr 2020, gesponsert vom Bundesernährungsministerium, unter anderem die VeChi-Youth-Studie. Ve steht für Vegetarian und Vegan, Chi für Children. In der Studie wurden 401 Kinder im Alter von 6 bis 18 Jahren in den Jahren 2017 bis 2019 begleitet. Nun sind 401 Studienteilnehmende nicht gerade viel, aber immerhin eine erste wissenschaftliche Datensammlung. Untersucht wurde, wie gut die Heranwachsenden bei vegetarischer, veganer oder bei Mischkost, auch omnivore Ernährung genannt, mit wichtigen Nährstoffen, Vitaminen und Mineralien versorgt sind.
Vegane Kost: Dabei wird auf jegliche tierische Produkte verzichtet und somit auf alles, wofür Tiere gehalten werden müssen, also auch auf Eier und Milchprodukte bis hin zum Honig.
Vegetarische Kost: Hier verzichtet man auf Lebensmittel, für die Tiere sterben müssen. Man isst also kein Fleisch und keinen Fisch oder Meerestiere. Oft sind zudem Nahrungsmittel tabu, in denen Produkte aus toten Tieren wie Gelatine oder Lab enthalten sind.
Mischkost: Alle Lebensmittel sind erlaubt. Wichtig ist die ausgewogene Mischung zwischen pflanzlichen Lebensmitteln, Milchprodukten, Milch, Fisch, Fleisch, Öl und tierischem Fett.
Speziell für Kinder wurde die optimierte Mischkost optiMIX® vom Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund (FKE) für die Ernährungsberatung von Kindern, Jugendlichen und Eltern entwickelt. Eine Ernährungspyramide bietet Orientierung, welche Lebensmittelgruppen Kinder reichlich, mäßig oder sparsam essen sollen.
DIE VeChi-ERGEBNISSE – EIN ÜBERBLICK
Sowohl bei den Hauptnährstoffen wie bei den meisten Vitaminen und Mineralstoffen war die Versorgung ausreichend; das galt für die überwiegende Anzahl der Studienteilnehmerinnen, und zwar bei allen drei Ernährungsformen.
Vegan und vegetarisch essende Kinder nahmen weniger Fett, Fertigprodukte und insbesondere weniger Süßwaren und Zucker zu sich als die Mischköstler. Dafür stand ein Vielfaches an Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten, Nüssen auf dem Speiseplan, was mit einer höheren Ballaststoffzufuhr einherging.
Neben den Ernährungsgewohnheiten wurden auch Körpergröße, Gewicht und Gesundheitsdaten dokumentiert. In Sachen Wachstum und Gewichtszunahme ergaben die Messungen keine Unterschiede bei den drei Ernährungsgruppen. Regelmäßige Blut- und Urinproben zeigten zudem weitgehend ähnliche Nährstoffmengen. Jedoch gab es auch kritische Bereiche.
VITAMINE IM VISIER
Vitamin B 12: Vom vorrangig in tierischen Lebensmitteln enthaltenen Vitamin nahmen durch die Nahrung nur die „Allesesser“ genügend auf. Auch bei einer vegetarischen oder rein pflanzlichen Ernährung war bei den meisten Kindern die Versorgung mit Vitamin B 12 ausreichend. Die vegan ernährten Kinder wurden dank kundiger Eltern bereits supplementiert und waren durch die Vitamin-B12 -Präparate gut versorgt. Die Vegetarier waren tendenziell schlechter damit versorgt, so dass ihnen eine gelegentliche zusätzliche Einnahme angeraten wurde.
Folat: Dieses für das Wachstum so wichtige Vitamin B9, das landläufig als Folat bezeichnet wird, lag bei der veganen Ernährungsgruppe deutlich über den Werten der anderen Kinder. Besonders gute pflanzliche Quellen sind dunkle Blattgemüse.
Vitamin B 2: Damit waren alle drei Gruppen unterversorgt.
Vitamin D: In allen drei Gruppen wurden Mängel festgestellt.
Pflanzliche Quellen für Vitamin B 2, auch Riboflavin genannt: Nüsse, Ölsamen, Mandeln, Hülsenfrüchte, Grünkohl, Pilze, Spinat, Brokkoli, Himbeeren, Erdbeeren, Bananen und Vollkorngetreide
Kritische Werte bei Eisen, Jod und Kalzium
Vegetarier und Veganerinnen wiesen schlechtere Eisenwerte auf als die Mischköstler.
Die Jodzufuhr lag bei allen drei Ernährungsformen in einem kritischen Bereich, wobei Veganerinnen die schlechtesten Werte hatten.
Der Jodmangel kann beispielsweise durch die Verwendung von jodiertem Speisesalz verbessert werden. So nutzten nur 57 % der Veganerinnen jodiertes Speisesalz im Vergleich zu 62 % vegetarischen Probanden und 75 % der Mischköstlerinnen.
Ebenso mangelte es bei allen an Kalzium. Erwartet wurde dies nur bei den Veganern aufgrund fehlender Milchprodukte. Folglich scheint der Milchprodukte-Anteil bei der vegetarischen sowie Mischkost als Kalzium-Lieferant nicht auszureichen.
Vegan mit Plan
Die „fleischlosen“ Studienteilnehmerinnen machten sich mehr Gedanken über ihren Speiseplan und beschäftigten sich zumeist mit den Lebensmitteln und darin enthaltenen Nährstoffen.
Verzichtet man auf tierische Produkte, verzichtet man auf einige wichtige Vitamine, Mineralien und Spurenelemente, die der Mensch zum Gesundsein dringend benötigt. Wenn man das weiß, kann man es zielgerichtet ausgleichen. Das ist wichtig, denn vegan ist nicht per se gesund – auch Fertigpommes, Falafel-Döner, Nussnugattoast und Softdrinks können vegan sein, aber es mangelt ihnen an gesunden Nährstoffen.
Zum Beispiel bringen Hülsenfrüchte, Nüsse und Saaten vieles mit, was ansonsten nur vom Tier zu haben ist. Ebenso sind Vollkornprodukte oder Pseudogetreide sowie gute Öle und Fette starke Lieferanten wichtiger Nährstoffe. Etliche Gemüsesorten wie Brokkoli, Süßkartoffel und Kohl haben reichlich Kalzium, das der Körper vermutlich sogar besser als aus Milchprodukten aufnehmen kann. Oft ist die richtige Kombination von Speisen für die Aufnahme der Vitamine wichtig, wie etwa bei Kartoffeln mit Quark und Leinöl. Gleiches gilt für die Zubereitung: Hülsenfrüchte und Haferflocken zum Beispiel sollten vorher eingeweicht werden, damit ihr Eisen gut absorbiert werden kann, wozu übrigens auch Vitamin C beiträgt.
Die vegane Gruppe in der Studie punktete allerdings mit dem geringsten Verzehr an Süßwaren, Knabberartikeln und Fertiggerichten.
Dabei muss man aber immer wieder betonen, dass es sich um eine kleine Studie handelte, und die Studienteilnehmerinnen keine repräsentative Auswahl darstellten. Die Ergebnisse können deshalb nicht auf alle Kinder und Jugendlichen mit der entsprechenden Ernährungsweise übertragen werden.
Ergänzen macht Sinn
Mag das Kind dem erklügelten Speiseplan nicht hinreichend folgen oder beobachtet man ausgefallene Gelüste auf Fettes oder Süßes, sind Nahrungsergänzungsmittel möglicherweise eine gute Wahl, um Mängeln vorzubeugen.
Zugeführt werden sollte neben B 12 eventuell auch Vitamin D, das uns (fast) nur die Sonne schenkt, genauer gesagt das unsere Haut bei Sonneneinstrahlung bildet. Allerdings steht die Sonne von Oktober bis April in unseren Breiten zu tief für eine ausreichende UV-Strahlung. Auch in weiteren Monaten verbringen die Kinder die Zeit hochstehender Sonne mittagsschlafend in der Kita oder lernend in der Schule. Mit reichlich Sonnenexposition im Sommer könnte ein vollgetankter Speicher über den Winter retten, nur entspricht der Kinderalltag dem oft nicht.
Die Zufuhr über Lebensmittel ist vor allem für Veganer schwierig, da die besten Vitamin D-Quellen tierischen Ursprungs sind, beispielsweise Eier, Seefische und rotes Fleisch. Einige Pilzsorten oder dunkle Schokolade bieten eine pflanzliche Alternative.
Elementar ist, auf die Versorgung mit Vitamin B 12 und Vitamin D 3 sowie Eisen, Kalzium und Jod zu achten. Dafür müssen Eltern und Kinder sich mit Lebensmitteln und ihren Nährstoffen auseinandersetzen. Und die wissenden Großen sollten die Entwicklung, das Befinden und die Launen der Kleinen aufmerksam beobachten.
Das Resümee: Pflanzenkost ist gesund
Vor allem Gemüse und Obst liefern die meisten Nährstoffe, die für eine gesunde Entwicklung, Wachstum und für ein gutes Funktionieren des Körpers notwendig sind. Eine darauf basierende Ernährung ist auch für Heranwachsende eine gute Basis. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung befürwortet auf Grundlage bisheriger Daten eine vegetarische Ernährung bei Kindern und Jugendlichen, eine rein vegane empfiehlt die DGE bislang nicht.
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